Im Kanton Bern ist das Stimmrechtsalter 16 wieder ein Thema – nachdem es 2009 an der Urne wuchtig verworfen wurde. Auch andernorts steht es immer wieder zur Diskussion. Im Kanton Uri entscheidet das Stimmvolk am 26. September. Doch was sagen die, welche es direkt betreffen würde?
10:15 Uhr an einer Berufsschule in der Stadt Bern: Die Architektur-Zeichnerinnen und Zeichner sind im ersten Lehrjahr. Sie sind 15, 16 oder 17 Jahre alt. Der Staatskundeunterricht, wo es ums Wählen und Abstimmen geht, kommt gemäss Lehrplan erst im zweiten Lehrjahr an die Reihe. Eine erste kurze Umfrage zeigt: Politik spielt im Leben dieser Jugendlichen noch keine wichtige Rolle.
Umfrage im Klassenzimmer
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Bild 1 von 2. Wer interessiert sich für Politik? Links an der Wand: Kein Interesse für Politik. Rechts am Fenster: Ich interessiere mich sehr. Bildquelle: Matthias von Wartburg/SRF.
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Bild 2 von 2. Soll man mit 16 Jahren abstimmen können? Links an der Wand: Das ist zu früh. Rechts am Fenster: Ja, das sollte möglich sein. Bildquelle: Matthias von Wartburg/SRF.
Bei der Frage, ob sie denn schon mit 16 Jahren abstimmen und wählen möchten, werden viele unsicher. Eine Schülerin sagt: «Ich wäre grundsätzlich schon dafür. Ich persönlich würde es mir aber nicht zutrauen. Ich kenne mich zu wenig aus.» Man habe mit 16 Jahren noch zu wenig Lebenserfahrung für solch wichtige Fragen, ergänzt ein Mitschüler.
Ich würde es mir nicht zutrauen. Ich kenne mich zu wenig aus.
Eine andere Schülerin sagt, sie sei zwiegespalten: «Es wäre eigentlich gut, dass 16-Jährige mitreden, denn es geht ja um deren Zukunft. Gleichzeitig hätte ich selber keine Ahnung, was ich stimmen soll.»
Sollen im Kanton Bern bereits 16-Jährige abstimmen dürfen?
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Bild 1 von 5. Finn Bucher, 15. «Ja, es geht schliesslich um unsere Zukunft.». Bildquelle: Matthias von Wartburg/SRF.
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Bild 2 von 5. Lukas Buholzer, 15. «Nein. Man hat die Lebensweisheit noch nicht, um über wichtige Fragen abzustimmen.». Bildquelle: Matthias von Wartburg/SRF .
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Bild 3 von 5. Katharina Sina Gastl, 17. «Eher Ja, weil sich immer mehr Junge für Politik interessieren. Andererseits würden viele einfach unüberlegt irgendetwas abstimmen.». Bildquelle: Matthias von Wartburg/SRF.
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Bild 4 von 5. Luc Manser, 15. «Ja. Wenn man sich nicht für Politik interessiert, muss man ja nicht abstimmen. Aber für die Interessierten wäre es sicher gut.». Bildquelle: Matthias von Wartburg/SRF.
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Bild 5 von 5. Micha Harnisch, 15. «Nein. Ich finde, man wird noch zu stark beeinflusst und es gäbe einen Gruppendruck.». Bildquelle: Matthias von Wartburg/SRF.
Viele Schülerinnen und Schüler befürchten, dass sich 16-Jährige noch nicht wirklich eine eigene Meinung bilden können. «In diesem Alter wird man noch zu stark von den Eltern oder von Socialmedia beeinflusst», sagt einer. Das könne aber auch noch mit 18 Jahren der Fall sein, kontert ein Mitschüler.
Mit der Zeit wird klar, dass sich viele der Schülerinnen und Schüler grundsätzlich gerne am politischen Prozess beteiligen und gerne mitreden würden. Es gibt durchaus politische Fragen, die sie beschäftigen: Warum kaufen wir Kampfjets? Was muss man gegen die Klimaerwärmung machen? Was passiert mit den Menschen in Afghanistan?
Viele fühlen sich aber nicht sattelfest. «In der obligatorischen Schule haben wir die politischen Prozesse gar nicht richtig behandelt», sagt eine Schülerin.
Ist der Staatskundeunterricht zu schlecht?
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Bild 1 von 2. Bietet die obligatorische Schule genug politisches Rüstzeug? Links an der Wand: Nein, man wird viel zu wenig gut vorbereitet. Rechts am Fenster: Ja, die Schule hat uns optimal vorbereitet. Bildquelle: Matthias von Wartburg/SRF.
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Bild 2 von 2. Hätte eine bessere Vorbereitung in der Schule einen Einfluss? Links an der Wand: Nein, das würde nur wenig verändern. Rechts am Fenster: Ja, so würde ich mich wahrscheinlich eher für die aktive Teilnahme in der Politik interessieren. Bildquelle: Matthias von Wartburg/SRF.
In dieser Klasse sind sie zwar in der Unterzahl, aber es gibt durchaus auch solche, die finden, man müsse das Stimmrechtsalter unbedingt auf 16 senken: «Schlussendlich betrifft es ja uns – und wenn nur die alten mitreden, ist das schlecht.»