- Bund, Kantone und Arbeitgeber sollen den «Pflege-Exodus» endlich stoppen. Das haben am Samstag mehrere Hundert Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen in Bern gefordert.
- Jeden Monat kehrten über 300 Pflegende ihrem Beruf den Rücken, hiess es an der Kundgebung auf dem Bundesplatz. Das heize die Versorgungskrise im Gesundheitswesen an.
- Die Umsetzung der vor Jahresfrist angenommenen Pflegeinitiative reiche alleine nicht aus.
Viele Abteilungen und Heime seien mittlerweile stark unterbesetzt. Die Überlastung des Personals führe zu Fehlern in der Arbeit und die Pflegequalität sinke, hiess es weiter.
Um den «Pflexit» zu stoppen, brauche es fünf Sofortmassnahmen für bessere Arbeitsbedingungen. Dazu gehörten eine deutliche Lohnerhöhung bei gleichem Pensum beziehungsweise eine Reduktion der Arbeitszeit bei gleichem Lohn. Die bestehenden Zulagen und Zeitgutschriften müssten massiv erhöht werden, auch brauche es neu Zulagen für kurzfristige Dienstplan-Änderungen.
Mindestens fünf Wochen Ferien und Zuschüsse für Kinderbetreuung
Pflegende bis zum 49. Altersjahr sollten mindestens fünf Wochen Ferien haben, danach sechs Wochen, ab 60 Jahren sieben. Weiter müsse die tatsächliche Arbeitszeit erfasst und abgegolten werden. Dazu gehörten zum Beispiel die Umkleidezeit und die Wegzeit von einem Einsatz zum nächsten in der Spitex. Vonnöten seien auch Zuschüsse für familienergänzende Kinderbetreuung.
«Wir schlagen Alarm»
Die Kundgebung organisiert hatten die Gewerkschaften Unia, VPOD und Syna sowie der Berufsverband SBK. Sie schätzten die Zahl der Teilnehmenden auf 700. «Wir schlagen Alarm» lautete das Motto. Die Demonstrierenden hatten Bettpfannen, Nierenschalen und andere Gefässe dabei, um Lärm vor dem Bundeshaus zu machen. Viele erschienen in Berufskleidung.
«Beifall war gestern – heute brauchen wir mehr Zeit und Geld» stand auf einem der Transparente geschrieben. Eine Pflegende hielt ein Schild mit der Aufschrift «Ich habe 255 Überstunden» in die Höhe. «Gesundheit ist keine Ware» hiess es auf einem Transparent von Ärztinnen und Ärzten.
Erstes Paket in der Pipeline
Das Schweizer Volk hatte die Pflegeinitiative im November 2021 deutlich angenommen. Der Nationalrat soll in der anstehenden Wintersession ein erstes Umsetzungspaket schnüren, indem er die Ausbildungsoffensive verabschiedet. Doch es nütze alles nichts, «wenn man Wasser in die Badewanne einlässt, aber den Stöpsel vergisst», sagte ein Redner an der Kundgebung. Deshalb brauche es auch bessere Arbeitsbedingungen für die Pflegenden.