Männliche Küken legen keine Eier. Deshalb sind sie bei Schweizer Bauern, die Eier produzieren, nicht sehr beliebt. Bisher wurden männliche Küken nach der Geburt vergast. Ab 2026 soll das auf Biobetrieben nicht mehr geschehen, hat der Verband Bio Suisse entschieden. Nur was sind die Alternativen? Ein Aargauer Betrieb versucht es als einer der wenigen mit einem neuen Modell, mit Bruderhähnen.
Bruderhähne sind die Brüder der zukünftigen Legehennen. Der Auftrag für die Henne ist klar, sie legt Eier. Der Bruderhahn muss Gewicht zulegen. Die Idee der Methode ist ein ganzheitliches Hühnersystem. Ohne Hahn kein Huhn, ohne Huhn kein Ei.
Wir sind eine Wegwerfgesellschaft, wir müssen umdenken.
Es brauche das ganze System, ist Landwirt Markus Schütz aus Strengelbach überzeugt: «Küken zu töten, ist ein ethisches Problem. Wir sind eine Wegwerfgesellschaft, wir müssen umdenken», findet Landwirt Schütz.
Fleisch kostet mehr
Lohnt es sich denn für den Bauern, Bruderhähne aufzuziehen? Ja, findet der Aargauer Landwirt: «Wir haben ein Tier mehr. Es ist ein Tier, das uns Freude macht. Es geht gerne auf die Weide und fliegt gerne.» 1500 Küken wurden auf den Aargauer Hof geliefert, alles männliche «Bibeli». Hier bleiben sie 12 Wochen, bis sie geschlachtet werden.
Mehr Tiere bedeuten höhere Futterkosten. Andererseits hält der Aargauer Landwirt die Legehennen länger, was wiederum weniger neue Küken bedeutet. Das schone indirekt Ressourcen. Der Fokus des Strengelbacher Hofs liegt trotz Bruderhahnaufzucht aber nach wie vor auf der Eierproduktion. Rund eine Million Eier pro Jahr verkauft der Betrieb.
Das Fleisch des Bruderhahns sei anders als jenes eines Masthuhns, das in kurzer Zeit viel Fleisch ansetzt, erzählt Landwirt Schütz. Die Brust sei etwas dünner, strukturierter, aber näher am Poulet als am Suppenhuhn. «Das Tier durfte länger leben und wachsen – das schmeckt man. Unsere Kinder zum Beispiel schätzen das Fleisch. Aber ja, es ist anders.»
Die Rückmeldungen der Kundschaft auf das neue Produkt seien gut. «Wir haben am ersten Verkaufstag 80 Prozent des Bruderhahnfleisches verkauft», freut sich Landwirt Markus Schütz.
Mehr zahlen fürs Poulet?
Wichtig sei, dass man die Konsumentinnen und Konsumenten ins Boot holen könne. Diese müssten wissen, was die neue Fleischart sei, weshalb sie mehr koste als ein Mastpoulet und weshalb die Bruderhähne zum ganzen System «Huhn» dazugehörten. Analog den ausgedienten Legehennen, die wieder vermehrt als Suppenhühner enden, statt im Abfall zu landen.
Als Alternativen zum Bruderhahn gibt es noch zwei andere Methoden, nämlich Zweinutzungshühner und die Bestimmung des Geschlechts bereits im Eierstadium.
Zweinutzungshühner werden von Bio Suisse auch gefördert. Diese Hühner legen Eier, gleichzeitig kann auch ihr Fleisch verkauft werden. Die Tiere benötigen aber deutlich länger, bis sie Fleisch ansetzen. Eier und Fleisch sind im Laden teurer. Momentan wird geforscht, wie Zweinutzungshühner wirtschaftlicher werden können.
Als dritte Variante gibt es noch die Möglichkeit, das Geschlecht des Hühnereis zu bestimmen, bevor ein Küken heranwächst. Bio Suisse setzt nicht prioritär auf diese Methode, man sei noch zu wenig weit mit dieser Forschung, heisst es beim Verband.
Bis 2026 will Bio Suisse eine Lösung für Landwirte und Konsumentinnen haben, damit männliche Küken nicht mehr vergast werden. Der Versuch in Strengelbach soll dafür weitere Antworten liefern.