Es sind die weltbesten Dirigenten, Solistinnen und Orchester, die am Lucerne Festival grosse Auftritte feiern - vor allem in der Hauptausgabe im Sommer. Viele reisen von weit her an. Dieses Jahr sind das beispielsweise folgende Orchester: das Havana Lyceum Orchestra aus Kuba, das Israel Philharmonic Orchestra oder das Boston Symphony Orchestra.
Flugreisen sind häufig nicht zu vermeiden, wenn man ein international ausgerichtetes Festival organisiert. Somit ist es für das Lucerne Festival schon von vornherein schwierig, ökologisch zu punkten. Nun legt das Festival einen Nachhaltigkeitsreport vor und hat seinen CO2-Fussabdruck berechnen lassen.
Es zeigt uns, dass wir etwas unternehmen müssen.
2022 lagen die CO2-Gesamtemissionen bei 1770 Tonnen. Dies entspricht 354 Flügen rund um die Welt. Eine riesige Summe – aber keine, die nicht zu erwarten war, sagt die kaufmännische Leiterin des Lucerne Festivals, Danièle Gross: «Erschrocken bin ich nicht ob der Zahl. Aber es zeigt uns, dass wir etwas unternehmen müssen.»
Anreise als grösste Emissionsquelle
87 Prozent der Gesamtemissionen des Lucerne Festivals werden durch die Mobilität verursacht. Und genau da liegt auch das Problem. Das Lucerne Festival hat keinen direkten Einfluss darauf, wie die grossen Sinfonieorchester und Klassikstars anreisen.
«Wir setzen hier auf die Sensibilisierung. Dafür ist die Berechnung des ökologischen Fussabdruckes wichtig. Wir spielen den Orchestern diese Zahlen zurück», sagt Danièle Gross und ergänzt: «Wir schauen auch, dass die Orchester aus Übersee einen relativ guten Tourplan in Europa haben.» So lohne sich die Reise für mehrere Veranstaltungen.
Unter 1000 Kilometern mit dem Zug fahren
Klarere Vorgaben kann das Lucerne Festival bei den hauseigenen Orchestern machen. Für die Mitglieder der Lucerne Festival Academy und des Lucerne Festival Contemporary Orchestra gelten neu Mobilitätsrichtlinien. «Bei einer Anreise unter 1000 Kilometern sollen die Künstlerinnen und Künstler mit dem Zug anreisen», sagt Danièle Gross.
Darüber hinaus will das Lucerne Festival in Klimaschutzprojekte und regionale Nachhaltigkeitsprojekte investieren.
Eine erste Aktion findet anfangs Juni in Zusammenarbeit mit Birdlife statt. Es ist ein Projekt, bei dem auf die bedrohte Lage der Vögel in der Schweiz aufmerksam gemacht werden soll. Es ist ein Mitsing-Projekt: Für jede Person, die daran teilnimmt, spendet Lucerne Festival fünf Franken. Mit dem Geld werden Hecken gepflanzt.
Den Vorwurf, dass das Lucerne Festival damit «Greenwashing» betreibt und sein Image als umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Festival aufpolieren will, lässt Danièle Gross nicht gelten: «Wir bezeichnen es nicht als CO2-Kompensationsprojekt. Es ist ein nachhaltiges Projekt, welches etwas Positives bewirkt.»
Bescheidene Ziele
Das Lucerne Festival will also klimafreundlicher werden und stösst dabei als international ausgerichtetes Festival automatisch an Grenzen. So sind die Ziele, um wie viel der ökologische Fussabdruck in Zukunft verkleinert werden soll, bescheiden: Für dieses Jahr hat sich das Lucerne Festival das Ziel gesetzt, den CO2-Fussabdruck des Vorjahrs von 1770 Tonnen nicht zu überschreiten, obwohl mit dem Klavier-Fest ein weiteres Kurzfestival hinzukommt.
Als langfristiges Ziel für das Jahr 2027 will das Festival die CO2-Gesamtemissionen auf 1550 Tonnen reduzieren.