«Die schärfste Kurve im Schwarzwald» – das ist eine der Bezeichnungen für die sogenannte Menzikurve. Sie liegt auf der L146 oberhalb der Gemeinde Menzenschwand. Die langgezogenen 180 Grad-Kurve, mit grünen Wiesen und dunklen Bäumen als Kulisse, ist auch bei Schweizer Töfffans äusserst beliebt.
Ein Besuch vor Ort an einem sonnigen Tag zeigt, womit die ansässige Bevölkerung zu kämpfen hat. Fast pausenlos flitzen die dröhnenden Maschinen vorbei. Besonders laut ist es, wenn die Töfffahrer und Töfffahrerinnen in der Kurve Gas geben und die Motoren aufheulen lassen.
«In der Szene spricht man von der Applauskurve», erklärt Joachim Gfrörer, der Ortsvorsteher von Menzenschwand. «Der Parkplatz oberhalb des Dorfs war zeitweise besetzt mit Motorrädern. Am Hang gegenüber sassen die Zuschauermengen und applaudierten den Töfffahrerinnen und Töfffahrern.»
Wir fühlten uns wie am Nürburgring.
Seit einigen Jahren gilt die Region als Lärm-Hotspot. «Über drei Jahre lang haben wir uns hier gefühlt wie an der Rennstrecke Nürburgring», so Gfrörer.
Seit Jahren gibt es auch zahlreiche Beschwerden aus der Bevölkerung. Immer wieder rufen Anwohnerinnen und Anwohner bei der Polizei an. Eine Frau erzählt, dass sie wegen des Lärms seit Jahren unter Depressionen leide. «Der Lärm hat mich krank gemacht», sagt sie.
Schneller fahren, tiefere Bussen
Die Lärmverursacher wollen an diesem Nachmittag grösstenteils nichts dazu sagen. Meist sind es Männer in dicken Rennanzügen. Die Kontrollschilder verraten, dass viele von ihnen aus den Kantonen Aargau, Thurgau und Zürich angereist sind.
Man könne hier halt schneller fahren, heisst es. Das, ohne so hohe Bussen zu riskieren, wie in der Schweiz. Erst kürzlich wurde im Schwarzwald ein Fahrer mit 170 Kilometern pro Stunde auf einer 80er-Strecke gestoppt. Dafür kassierte er eine Busse von gerade einmal 700 Euro.
In der Schweiz gilt eine derart hohe Geschwindigkeitsübertretung als Raserdelikt und wird mit einer - meist bedingten - Freiheitsstrafe von einem bis vier Jahren sowie einem Fahrausweisentzug von mindestens zwei Jahren geahndet.
Ein Töfffahrer lässt sich dann doch auf ein Gespräch ein. Er ärgert sich selbst über die »schwarzen Schafe« aus der Szene: «Natürlich will man den Motor auch beim Töfffahren hören. Aber es gibt einige, die es einfach übertreiben.» Ortsvorsteher Joachim Gfrörer stimmt dem zu. Mit jenen könne man auch nicht diskutieren, fügt er an.
Menzikurve wurde entschärft
Sowieso diskutiert die Gemeinde jetzt nicht mehr mit der Töff-Szene, sondern setzt auf Massnahmen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung wurde auf Tempo 50 reduziert. Ausserdem hat die Gemeinde Leitschwellen installiert, damit die Töfffahrer andere Fahrzeuge nicht mehr überholen können.
Die Anwohnerin, die bereits weiter oben im Artikel zu Wort kam, glaubt jedoch nicht, dass die Massnahmen etwas ändern. «Die Verkehrsregeln werden von den Schweizern mit ihren dicken Portemonnaies missachtet», kritisiert sie. Die Gemeinde will im Herbst ein erstes Fazit ziehen.
In der Menzikurve kehrt an diesem lärmigen Nachmittag dann doch noch Ruhe ein. Ein Platzregen sorgt für schwierige Strassenverhältnisse und bereitet den Geschwindigkeitsexzessen ein schnelles Ende. Und plötzlich ist sie da – die Ruhe, wie man sie im Schwarzwald eigentlich erwarten würde.