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Strengere Gesetzgebung Mögliche Verdoppelung der Konkurse 2025 – Ämter bereiten sich vor

2025 werden deutlich mehr Firmenkonkurse erwartet. Das bedeutet viel Arbeit für die Konkursämter. Mehrere Kantone stellen deshalb neues Personal ein.

In Basel-Stadt seien etwa 200 bis 300 Firmen betroffen, sagt der Leiter des Konkursamtes, Matthias Häuptli. Diese Firmen haben Schulden beim Kanton oder einer Gemeinde. Wegen einer Gesetzesänderung werden diese Firmen nun auf Konkurs betrieben – ihnen droht also das Aus.

Diese Betreibungen bedeuten viel Arbeit fürs Konkursamt in Basel-Stadt. Das Kantonsparlament hat deshalb Geld für sechs neue Stellen gesprochen.

Auch der Kanton Zürich erwartet deutlich mehr Konkurse

Doch Basel-Stadt und Zürich sind nur zwei Beispiele. Mehrere Kantone gehen davon aus, dass die Firmenkonkurse dieses Jahr sich in etwa verdoppeln werden.

Seit dem 1. Januar 2025 gilt ein neues Gesetz. Dieses besagt: Wenn ein Unternehmen mit Eintrag im Handelsregister seine Schulden bei Gemeinde, Kanton oder beim Bund nicht mehr bezahlen kann, dann wird diese Firma auf Konkurs betrieben. Zuvor kam es in solchen Fällen lediglich zu einer Pfändung. So wurden beispielsweise Grundstücke oder Gegenstände vom Staat gepfändet, die Firma konnte aber weiterbestehen.

Die öffentliche Hand ist in der Schweiz der grösste Gläubiger.
Autor: Marco Lucchinetti Notariatsinspektorat Kanton Zürich

Firmen in finanzieller Schieflage, die zum Beispiel Steuerschulden oder Sozialleistungen nicht bezahlt haben, konnten früher dank den Pfändungen ihren Konkurs um bis zu zwei Jahre hinauszögern. Das sagt Matthias Häuptli vom Konkursamt Basel-Stadt. In dieser Zeit hätten diese Firmen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen. Das schade den Firmen, die korrekt wirtschaften und sei darum unfair, sagt Häuptli. Und damit ist jetzt Schluss.

Lieber ein Ende mit Schrecken

Wegen der neuen Gesetzgebung müssen die Schulden beim Staat eingetrieben werden. Denn: «Die öffentliche Hand, also Bund, Kantone und Gemeinden sind in der Schweiz die grössten Gläubiger», sagt Marco Lucchinetti vom Notariatsinspektorat des Kantons Zürich. Und dieser Gläubiger muss jetzt per Gesetz seine Schulden eintreiben. Wie viel Aufwand das konkret für die jeweiligen Konkursämter bedeutet, ist aber noch unklar.

Auf die zunehmenden Konkurse reagieren die Konkursämter unterschiedlich. Basel-Stadt und Basel-Land haben bereits mehr Personal angestellt, Zürich arbeitet im Moment an der Rekrutierung.

Die Auswirkungen auf die Kantone werden voraussichtlich unterschiedlich sein.
Autor: Bogdan Todic Mediensprecher Konferenz der schweizerischen Konkursbeamten

Das Konkursamt Bern-Mittelland hingegen kann aktuell noch auf neues Personal verzichten. Das Amt kann Mitarbeitende temporär von anderen Ämtern abziehen, zum Beispiel vom Betreibungsamt. Diese Mitarbeiter seien ebenfalls auf die Abläufe im Konkursamt geschult. Dadurch sei man flexibel, heisst es vom Konkursamt Bern-Mittelland.

Auch bei der Konferenz der schweizerischen Konkursbeamten heisst es: abwarten. Konkrete Zahlen gibt es noch keine. Bogdan Todic, Mediensprecher der Konferenz, schreibt: «Die Auswirkungen werden voraussichtlich unterschiedlich sein.» Kantone mit vielen Firmen im Handelsregister würden stärker von der Konkurswelle betroffen sein als Kantone mit weniger Firmen, so Todic.

Regionaljournal Basel Baselland, 20.1.2025, 6:31 Uhr ; 

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