Weniger heizen, duschen statt baden, kochen mit Deckel, Lichter löschen – mit diesen Energiespartipps wollte der Bund die Bevölkerung letzten August auf den aktuellen Winter vorbereiten. Aufgrund des Energiemangels infolge des Kriegs in der Ukraine war klar: Alle müssen mithelfen, sonst reicht der Strom nicht für alle.
«Energie ist knapp. Verschwenden wir sie nicht», so lautete die Hauptbotschaft der landesweiten Bundes-Kampagne, die noch bis April 2023 läuft. Am 15. April werden die Empfehlungen offiziell aufgehoben. Nun gibt zum Beispiel der Kanton Aargau bereits jetzt Entwarnung.
Milder Winter
«Dank milder Witterung, Energieimporten sowie ausreichender Speicherstände bleibt auch der Kanton Aargau in diesem Winter von einer Strom- und Gas-Mangellage verschont», teilt die Regierung mit. Auch die Verfügbarkeit der französischen Atomkraftwerke habe geholfen.
Die Aargauer Regierung danke der Bevölkerung, Gemeinden und Wirtschaft fürs Energiesparen in den letzten Monaten. Dank des Verzichts auf Aussenbeleuchtungen von Schlössern und Kulturbauten zum Beispiel, weniger Heizen und tieferen Wassertemperaturen in den Schwimmbädern habe man einiges erreicht.
Von Herbst bis jetzt seien allein im Aargau, dem viertgrössten Schweizer Kanton, fünf Prozent Strom und über 20 Prozent Gas weniger verbraucht worden. Allerdings: Ob die Zahlen allein mit den Einsparungen zu tun haben, lasse sich nicht genau eruieren, sagt die Aargauer Regierung. Die Einsparungen beim Gas könnten auch damit zu tun haben, dass gewisse Anlagen von Gas auf Öl umgestellt haben.
Helle Schlösser und wärmere Kantonsbüros
Eine Strom- und Gasmangellage habe zum Glück vermieden werden können, freut sich der Aargauer Energiedirektor Stephan Attiger. Am 15. April werden die Aargauer Schlösser wieder beleuchtet, das Wasser im vom Kanton betriebenen Schwimmbad Telli in Aarau wird wieder wärmer, die Heizung runterschrauben ist kein Thema mehr.
Alles vorbei also? Nein, sagt die Aargauer Regierung und denkt schon an den nächsten Winter. «Für den Winter 2023/24 zeichnen sich wiederum erhöhte Risiken für eine Energiemangellage ab.»
Der Ukraine-Krieg, der spärliche Niederschlag diesen Winter, Klimaveränderungen – das seien Faktoren, die man nicht beeinflussen könne. Deshalb sollen zum Beispiel in Kantonsgebäuden weiterhin Komfort-Klimaanlagen nicht laufen, das Wasser wird reduziert aufgeheizt und Elektroheizöfen bleiben verboten.
Wir sind froh, ist es nicht zu einer Mangellage gekommen.
Man habe keine Panik verbreitet, findet der Aargauer Energiedirektor weiter. «Wir sind froh, ist es nicht zu einer Mangellage gekommen.»
Zum Aufatmen sei es noch zu früh, heisst es im Aargau. Der nächste Winter könne ebenfalls kritisch werden. Bereits in den Sommermonaten könne man erneut Energie einsparen, um für einen strengen Winter vorbereitet zu sein. Bei Bedarf werde man auch eine neue Kampagne lancieren. Energiesparen soll Teil des Alltags werden, LED-Lampen und Duschsparbrausen würden wenig kosten und seien effizient, findet die Aargauer Regierung.
Ab 2028 ohne AKW Beznau?
Die Krisenstimmung scheint jedenfalls im Aargau vorbei zu sein, die Anspannung mit Blick auf nächsten Winter ist aber nach wie vor gross. Besonders kritisch werde es wohl in fünf Jahren, hiess es im Aargau. Dann stellt die Axpo voraussichtlich die Kernkraftwerke Beznau 1 und 2 ab. Dann seien Stromimporte nötig und die Schweiz abhängiger vom Ausland.