- Über die Frage, ob die Schweiz ein Energieabkommen mit der EU braucht, herrscht Uneinigkeit.
- Swissgridchef Yves Zumwald sagt in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung, ein Stromabkommen sei zwingend nötig.
- Zurückhaltender äusserte sich Albert Rösti gegenüber der NZZ: Ein Stromabkommen mit der EU brauche es nicht um jeden Preis, findet der Energieminister.
Zumwald sagt gegenüber der NZZ zum Statement von Rösti: «Das ist eine politische Aussage». An der Überzeugung, dass sich im Strombereich die Beziehung zwischen der Schweiz und der EU normalisieren müsse, ändere sich dadurch nichts. «Wir stellen heute eine Entkoppelung der Schweiz vom europäischen Strommarkt fest – und das gefährdet nicht nur die Netzstabilität, sondern macht auch eine Integration der Schweizer Kraftwerke in Europa schwierig.» Ohne Teilnahme am europäischen Stromnetz steige der Stress im Übertragungsnetz hierzulande. Das mache einen sicheren Netzbetrieb schwieriger, so der Chef des nationalen Netzbetreibers.
Es sitzen alle im gleichen Boot
Nach Ansicht der europäischen Netzbetreiber sässen alle im gleichen Boot, so Zumwald. Unter den Netzbetreibern in Europa stehe ausser Zweifel, dass auf technischer Ebene mit Europa zusammengearbeitet werden müsse. «Wir sind physisch über 41 Grenzleitungen mit Europa verbunden – und wir betreiben gemeinsam mit unseren europäischen Partnern das Netz. Da ist es eine sehr schlechte Idee, Swissgrid von Plattformen und Gremien auszuschliessen, die helfen, das Stromnetz stabil zu halten», erklärt der Swissgridchef gegenüber der NZZ.
Schweiz als Eigenbrötlerin ist eine Illusion
Es bestehe zwar die Möglichkeit, mit ausländischen Netzbetreibern Verträge abzuschliessen. Mit Italien sei dies gelungen. Mit Frankreich, Deutschland und anderen EU-Staaten aber seien sie auch nach drei Jahren Verhandlung nicht zu einer Lösung gekommen, sagt Zumwald. «Hinzu kommt: Solche technischen Verträge stellen bloss sicher, dass wir mit den Netzbetreibern dieser Länder zusammenarbeiten können. Das ist aber eine absolute Minimallösung. Deswegen sind wir noch lange nicht im europäischen Markt integriert.»
Eine Schweiz mit autarker Stromversorgung sei zudem eine Illusion, sagte Zumwald. «Je höher die angestrebte Unabhängigkeit von Europa, desto teurer wird es.»