Seit letztem Donnerstag ist der Gaza-Krieg an der Universität Lausanne (UNIL) zum beherrschenden Thema geworden. Die Leitung will die Besetzung eines Uni-Gebäudes nicht länger dulden und forderte die Studierenden auf, die Räumlichkeiten zu verlassen. Die Protestierenden ihrerseits weigerten sich, ihre Aktion abzubrechen.
Das Studierendenkollektiv erklärte, solange die Hochschulleitung nicht zum Géopolis-Gebäude komme, um zu verhandeln, werde die Besetzung fortgesetzt. Auch fehlten «konkrete Antworten» auf die Forderungen der Studierenden.
Studierende fordern Israel-Boykott
Die Protestierenden hatten unter anderem gefordert, aufzuzeigen, wie viele Vereinbarungen es zwischen der UNIL und israelischen Universitäten gebe. Die Lausanner Hochschulleitung hatte geantwortet, es gebe drei. Sie lehne einen «akademischen Boykott» dieser israelischen Hochschulen ab. Das hatten die Lausanner Studierenden gefordert.
Die Protestierenden wollten am Montagabend an einer Generalversammlung die Stellungnahme der Hochschulleitung diskutieren. Sie seien offen für den Dialog, doch sei die Hochschulleitung am Montag leider nicht für Verhandlungen im Géopolis-Gebäude erschienen.
Die Lage ist verfahren
Valérie Wacker, SRF-Westschweiz-Korrespondentin, bezeichnet die Situation als «vertrackt»: «Die Zeichen in Lausanne stehen auf Konfrontation.» Zu einer solchen könnte es kommen, wenn die Uni-Leitung die Polizei aufbieten sollte, um das Gebäude zu räumen.
Im Interview mit «24 Heures» beteuert die Leitung, dass man Gewalt vermeiden wolle. Auch die Studierenden unterstreichen ihren Willen zum friedlichen Protest. Die Frist, das Gebäude bis Montagabend zu verlassen, liessen sie allerdings verstreichen.
Nun steht die nächste Forderung der Studierenden im Raum: Für Dienstagabend haben sie die Uni-Leitung erneut dazu aufgerufen, öffentlich mit ihnen zu verhandeln. «Auf diese Einladung ist die Uni-Leitung bislang aber nicht eingegangen und hat die Verhandlungen für gescheitert erklärt», berichtet Wacker.
Viele Studierende auf dem Campus haben Verständnis dafür, dass es diese Proteste gibt. Aber die Mehrheit will sich nicht so deutlich mit einer Seite solidarisieren.
In ihrer Reaktion auf die Forderung der Studierenden drückt die Universität indes ihr Bedauern aus – sowohl über die Gewalt am palästinensischen Volk als auch an den Israelis und insbesondere den israelischen Geiseln, die sich weiterhin in der Gewalt der Hamas befinden. Derweil haben bis am Montagabend rund 200 Professorinnen und Professoren, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie weiteres Personal ein Unterstützungsschreiben zugunsten der protestierenden Studierenden unterzeichnet.
Diese Unterstützung des Uni-Personals habe für Furore gesorgt, so die Westschweizkorrespondentin. An der Uni Lausanne und der ETH Lausanne gibt es rund 30'000 Studentinnen und Studenten. Wacker hat sich am Montag auf dem Campus unter ihnen umgehört. Hier zeigt sich ein differenziertes Bild. Der Tenor: «Viele haben Verständnis dafür, dass es diese Proteste gibt. Aber die Mehrheit will sich nicht so deutlich mit einer Seite solidarisieren.»