- Die Schulschliessungen im Frühling 2020 wirkten sich negativ auf Gesundheit und Wohlbefinden zahlreicher Jugendlicher aus.
- Das Homeschooling hatte aber auch positive Effekte, wie eine Studie der Universität Zürich zeigt: Da sie am Morgen länger schliefen, verbesserten sich bei einigen Schülerinnen und Schülern Gesundheit und Lebensqualität.
- Die Autoren plädieren deshalb für spätere Schulstartzeiten.
Die erste Welle der Covid-19-Pandemie vom 13. März bis 6. Juni 2020 führte zu landesweiten Schliessungen von Schulen, auch der Gymnasien. Gemäss mehreren Studien nahmen bei den Jugendlichen in dieser Zeit depressive Symptome und Angstzustände zu. Die Jugendlichen waren auch weniger körperlich aktiv und verbrachten mehr Zeit im Sitzen vor dem Bildschirm.
Nun zeigt eine Studie der Universität Zürich, die sich Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus dem Kanton Zürich widmete, dass sich diese Phase auch positiv auf deren gesundheitliches Wohlbefinden ausgewirkt hat. «Die Schülerinnen und Schüler schliefen während dieser Zeit rund 75 Minuten länger», sagt Co-Studienleiter Oskar Jenni, Professor für Entwicklungspädiatrie. «Gleichzeitig stieg ihre Lebensqualität signifikant und der Konsum von Alkohol sowie Koffein sank.»
Da der Weg zur Schule wegfiel, konnten die Jugendlichen später aufstehen. An den Wochenenden waren die Schlafenszeiten hingegen gleich lang wie vor der Corona-Pandemie.
«Obwohl der Lockdown eindeutig zur Verschlechterung von Gesundheit und Wohlbefinden vieler Jugendlichen geführt hat, offenbaren unsere Ergebnisse auch einen positiven Effekt von Schulschliessungen, der bisher vernachlässigt wurde», sagt Jenni.
Vorteil von späteren Schulstartzeiten
Schlafdefizite könnten bei Jugendlichen zu allgemeiner Müdigkeit, Angst und körperlichem Unwohlsein führen, schreiben die Studienautorinnen und -autoren. Dadurch würden sich die Stimmung sowie Konzentration, Gedächtnis und Aufmerksamkeit verschlechtern. Das beeinträchtige die Bewältigung des Alltags.
Der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus junger Menschen sei biologisch bedingt verspätet. Die Forschenden sind der Meinung, dass frühe Schulanfangszeiten zum chronischen Schlafdefizit von Jugendlichen beitragen, da sie spätere Aufwachzeiten verhindern.
Das Thema steht aktuell in mehreren Kantonen auf der politischen Agenda. «Unsere Befunde sprechen klar dafür, die morgendlichen Schulstartzeiten zu verschieben, damit die Jugendlichen mehr Schlaf bekommen», so Jenni. Er vermutet, dass die positiven Effekte auf die Gesundheit und Lebensqualität ohne die psychischen Belastungen durch die Corona-Pandemie sogar noch grösser gewesen wären.