- Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz haben im ersten Jahr der Coronapandemie – also 2020 – doppelt so häufig Antibiotika verschrieben wie zuvor.
- Das zeigt eine neue Studie von Forschenden der Universität und des Universitätsspitals Basel, wie die Universität Basel mitteilt.
Laut der in der Fachzeitschrift «Clinical Microbiology and Infection» publizierten Studie verdoppelte sich 2020 der Einsatz von Antibiotika von rund 8 auf 16 Antibiotikaverschreibungen pro 100 Konsultationen.
Antibiotika wirken nicht gegen Coronaviren
Die massiv erhöhte Verschreibungspraxis zeigte sich demnach für alle Antibiotikaklassen, auch solche, die primär nicht zur Behandlung von Atemwegsinfekten vorgesehen sind. Dies, obwohl Antibiotika gegen Viren wie das Coronavirus nicht wirken.
Die Forscherinnen und Forscher halten dies für besorgniserregend: Der übermässige und unsachgemässe Einsatz von Antibiotika erhöhe das Risiko, dass Bakterien resistent gegen den eingesetzten Wirkstoff werden, erklärt Studienleiter Heiner Bucher in der Mitteilung der Universität Basel. Multiresistente Bakterien führen zu Infektionen, die sich kaum mehr behandeln lassen.
Studienautoren geben mehrere mögliche Erklärungen an
Als mögliche Gründe für den Anstieg führen die Forschenden die Angst vor zusätzlichen bakteriellen Komplikationen bei einer Covid-19-Infektion an. Auch fehlende Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten gegen Covid-19 dürften eine Rolle gespielt haben, wie die Universität Basel schreibt.
Nicht ausschlaggebend für den Anstieg waren aber laut den Forschenden «Blindverschreibung», etwa durch Telefonkonsultationen. Der Grossteil der Verschreibungen erfolgte bei Konsultationen in der Praxis.