- Antibiotika sollen wirksam bleiben und Resistenzen vermieden werden.
- Deshalb hat der Bund gemeinsam mit den Kantonen und anderen Beteiligten 2016 die Nationale Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) entwickelt.
- Die vier beteiligten Bundesämter gaben Einblick in den Stand der Umsetzung der Massnahmen.
Ziel ist es, damit die Wirksamkeit von Antibiotika zu erhalten, denn die Entstehung resistenter Bakterien gehöre weltweit zu den schwerwiegendsten Gesundheitsproblemen.
«Die Schweiz steht relativ gut da», so Simon Gottwald, Projektleiter Strategie Antibiotikaresistenzen Humanbereich beim Bundesamt für Gesundheit. «Beim Antibiotikaeinsatz sind wir tatsächlich mit Europameister oder sogar Weltmeister kann man sagen. Wir haben also einen sehr tiefen Verbrauch im Vergleich zu anderen Ländern.»
Verbrauch von kritischen Antibiotika gesunken
Mit StAR seien wichtige Massnahmen umgesetzt worden, mit denen der Einsatz von Antibiotika reduziert und die Ausbreitung resistenter Bakterien eingedämmt werden konnte. In der Humanmedizin sei der Verbrauch von für die Entwicklung von Resistenzen besonders kritischen Antibiotika zwischen 2012 und 2022 um 37 Prozent gesunken.
In der Veterinärmedizin seien die Antibiotikaverschreibungen seit 2012 um fast die Hälfte zurückgegangen. Die kritischen Antibiotika wurden laut Mitteilung um etwa zwei Drittel reduziert.
Zu wenig Geld für neue Antibiotika
Markus Seger, der zu Antibiotika forscht, begrüsst diese Entwicklung, kritisiert aber, dass der Bundesrat zu wenig Geld investiere, um neuen Antibiotika auf den Markt zu verhelfen. «Es fehlt der Mut, in globalen Dimensionen zu denken und es fehlt auch der Mut, um wirtschaftliche Anreizstrukturen zu schaffen, damit neuartige Antibiotika letztlich auf den Markt kommen», sagt Seeger, Professor am Institut für medizinische Mikrobiologie an der Universität Zürich, in der Tagesschau.
«Der Bundesrat unterstützt schon verschiedene Initiativen, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zur Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika», sagt dazu Simon Gottwald, Projektleiter Strategie Antibiotikaresistenzen. «Es ist aber so, die Entwicklung neuer Antibiotika ist sehr kostspielig. Sie werden für den globalen Markt entwickelt. Deswegen braucht es auch Sicht des Bundesrates international koordinierte Ansätze.»
Gegen Infektionen vorgehen
Die Infektionsprävention sei ein Mittel, um den Einsatz von Antibiotika und die Ansteckungen mit resistenten Krankheitserregern einzudämmen, hiess es weiter. Durch gezielte Überwachung, Prävention und Bekämpfung liessen sich je nach Infektionstyp 35 bis 55 Prozent der Infektionen in Spitälern oder anderen Gesundheitseinrichtungen vermeiden.
Die Mindestanforderungen, welche die Spitäler erfüllen müssen, um diese Infektionen zu verhindern und zu bekämpfen, wurden 2021 landesweit festgelegt, wie es weiter hiess. So müssen alle neuen Gesundheitsfachpersonen mit Patientenkontakt eine Schulung zu den Massnahmen zur Eindämmung der Übertragung von antibiotikaresistenten Bakterien zwischen Patientinnen und Patienten absolvieren. Dazu gehörten Handhygiene und Patientenisolierung.
Einschleppung von Krankheitserregern eindämmen
Es sei auch wichtig, dass Spitäler bei Patientinnen und Patienten, die aus anderen Gesundheitseinrichtungen verlegt wurden, Screenings auf das Vorhandensein multiresistenter Bakterien durchführen. Dadurch lasse sich die Einschleppung von Krankheitserregern eindämmen.