Chamoson ist die grösste Weinbaugemeinde im Kanton Wallis. Fast 39 verschiedene Rebsorten wachsen hier. Und wo Trauben gedeihen, kommen häufig auch Pestizide zum Einsatz. Eine Frage, die viele in dem Gebiet beschäftigt: Wie schädlich sind Pestizide für die menschliche Gesundheit?
Diese Frage stellt man sich nicht nur in Chamoson, sondern im ganzen Wallis. Pestizide sind wegen der vielen Obst- und Weinanbaufelder weit verbreitet.
Unsicherheiten bei Eltern in Weingebieten
Die Walliser Regierung wollte Klarheit. Darum gab sie beim Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut Swiss TPH eine Studie in Auftrag, welche die Pestizidbelastung bei Kindern untersuchen soll.
Denn: Laut Gesundheitsminister Mathias Reynard hat es in den vergangenen Jahren immer wieder Unsicherheiten gegeben, vor allem bei Eltern, die in Weingebieten wohnen. «Mit der Studie wollen wir herausfinden, ob es tatsächlich Risiken für die Kinder, aber auch für die restliche Bevölkerung gibt – und wenn ja: Was können wir verbessern?»
Drei Gemeinden und ihre Schulen nehmen an der Studie teil: Salgesch, Saxon und eben – Chamoson. Alle Kinder von der dritten bis zur achten Klasse wurden zum Mitmachen eingeladen. Ein Drittel, rund 230 Kinder, nehmen definitiv teil.
Getestet wird in vier Phasen, jeweils für eine Woche. Die erste Untersuchung fand im Januar satt – in einer Zeit, in der noch keine Pestizide zum Einsatz kommen. Die letzte war jetzt, im Juni.
10'000 Reben pro Schulkind
Zur Untersuchung gehört unter anderem ein Lungenfunktionstest. Ausserdem erhalten die Kinder ein Armband aus Silikon. Dieses hat eine Spezialbeschichtung, auf der sich sämtliche Pestizide, aber auch alle anderen Stoffe in der Luft festsetzen. Dieses Armband wird später analysiert.
In Chamoson gibt es über vier Millionen einzelne Rebstöcke und 400 Schulkinder – auf ein Kind kommen also 10'000 Reben. Der Gemeindepräsident von Chamoson, Claude Crittin, fühlt sich verantwortlich für die Gesundheit der Bevölkerung. Aber er ist auch Weinbauer, wie fast ein Viertel aller Leute im Dorf. Darum erhofft er sich von der Studie, «dass sie zeigt, wie viel Mühe sich die Leute in der Landwirtschaft geben».
Staatsrat Mathias Reynard betont, man wolle den Wein- und Obstbäuerinnen und -bauern nicht an den Karren fahren, im Gegenteil: «Sollte von den Pestiziden tatsächlich ein Risiko ausgehen, sind die ersten Opfer die Bäuerinnen und Bauern, sie arbeiten jeden Tag auf den Feldern.» Darum sei die Studie letzten Endes auch für sie, nicht nur für die Kinder.