- Untersuchungen von Sucht Schweiz zeigen, dass die Pandemie Auswirkungen auf das Suchtverhalten hat.
- Das zeigt der neue Bericht «Schweizer Suchtpanorama 2021».
- Die Ausnahme-Situation bringe Personen in Versuchung, sich durch Alkohol, Drogen oder Medikamente zu entlasten.
Besonders gefährdet sind laut Sucht Schweiz diejenigen, die zuvor schon Mühe hatten, ihr Verhalten zu kontrollieren.
Alkohol und Corona: Anstieg vermutet
Noch fehlen solide Daten zum Alkoholkonsum während der Corona-Pandemie. Frühere Studien zum Konsum von Alkohol in Krisensituationen zeigen laut Sucht Schweiz, dass es zu einem Anstieg des Konsums vor allem bei Personen kommt, deren Trinkverhalten bereits zuvor problematisch war. Dies seien laut Bericht stärker Konsumierende sowie Personen, die Alkohol zur Selbstmedikation, zur Stressregulierung und Vermeidung negativer Gefühle gebrauchen.
Neue Risikogruppen kämen im Zuge von Covid-19 hinzu: Vor allem Menschen, die einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt oder durch die Krise stark belastet seien, also Pflegepersonal, Personal im Transportwesen oder im Verkauf. Auch schwer Erkrankte und ihre Angehörigen seien stark belastet. Schätzungsweise 250'000 Menschen sind in der Schweiz laut Sucht Schweiz alkoholabhängig.
Starkes Wachstum bei Onlinegeldspiel
Begünstigt hat laut Sucht Schweiz die Pandemie eine Suchtentwicklung bei Geldspielen. Gut 3 Prozent der Bevölkerung spielen exzessiv um Geld.
Die mit der Gesundheitskrise fast gleichzeitige Öffnung des Geldspielmarktes für Online-Angebote auf Anfang 2019 habe sich für manche Spielende stark ausgewirkt. Onlinegeldspiele hätte mit dem nationalen Lockdown im letzten Frühjahr ein starkes Wachstum erzielt, das ohne Pandemie wohl geringer ausgefallen wäre. Gleichzeitig nahm die Werbung für Online-Geldspielplattformen massiv zu.
Drogenhandel trotz geschlossener Grenzen
Die Untersuchung zeigt aber noch mehr: Der Drogenhandel zwischen dem Ausland und der Schweiz ging fast ohne Einschränkungen weiter.
Der Drogenmarkt habe sich schnell an die neue Situation im Pandemie-Jahr angepasst. Die Ware sei problemlos über die geschlossenen Grenzen gekommen, sagt Frank Zobel von Sucht Schweiz. Abgesehen von gewissen regionalen Engpässen bei Cannabis im Frühjahr hätten sich Angebot und Nachfrage nach illegalen Drogen wenig verändert.