Eine Parteipräsidentin, ein Parteipräsident ist mächtig, hat Einfluss, engagiert sich. Doch was, wenn es für diese Arbeit keine finanzielle Entschädigung gibt? Genau das ist aber bei mehreren Schweizer Parteien der Fall – auch bei der grössten: der SVP.
Dort sucht man seit gestern einen neuen Chef oder eine neue Chefin – ohne Bezahlung. Doch findet man so die besten Leute?
Eine Frage der Kultur
Nationalrat Alfred Heer ist im Gespräch um die Nachfolge für das SVP-Parteipräsidium. Wie viele andere Exponenten seiner Partei ist für ihn die Entlöhnung kein Thema. «Das Präsidium muss ein Ehrenamt bleiben. In der Partei gibt es so viele Leute, die ehrenamtliche Arbeit leisten. Die Helfer an der Basis würden es nicht verstehen, wenn die Führungsetage der Partei entlöhnt würde und sie nicht», sagt der Nationalrat aus Zürich.
Für Politberater Andreas Hugi ist klar: Die Suche nach einem Nachfolger für den zurücktretenden Albert Rösti wird nicht einfacher, wenn die SVP weiterhin auf eine Entlöhnung des Präsidiums verzichtet: «Ich denke, eine solche Entlöhnung muss sicher zuerst einmal zur Kultur der Partei passen. Aber es ist sicher allgemein sehr akzeptiert, dass nebst dem nationalen Parteipräsidium und meistens einem Parlamentsmandat nicht auch noch Zeit bleibt für einen anderen Job und deshalb eine Entlöhnung angezeigt ist.»
Andere Parteien zahlen
Bei den anderen Bundesratsparteien CVP, FDP und SP ist die Entlöhnung des nationalen Präsidiums unbestritten. Bei allen bewegt sich das Salär um die 50'000 Franken für ein Pensum, das 40 bis 50 Stellenprozent entspricht.
«Der Lohn für das Parteipräsidium ist aus unserer Sicht gerechtfertigt», sagt SP-Mediensprecher Nicolas Haesler. «Der Job ist sehr anspruchsvoll, man steht ständig im Rampenlicht und muss immer erreichbar sein. Eine Entschädigung macht deshalb durchaus Sinn.»
Man spielt mit dem Gedanken
Die Nicht-Bundesratsparteien BDP und die Grünen zahlen nur tiefe fünfstellige Beträge für das Amt, bei der GLP erhält der Präsident gar keinen Lohn. Doch auch die Grünliberalen machen sich Gedanken über eine mögliche Entschädigung. «Bis jetzt leisten wir bei der GLP die Präsidiumsarbeit ehrenamtlich», sagt Parteichef Jürg Grossen. «Aber klar, die Belastung ist gross und entspricht einem 30 bis 50-Prozent-Pensum.» Deshalb seien auch bei der GLP Diskussionen im Gange, ob man punkto Entlöhnung etwas ändern sollte.
Ob sich auch bei der SVP etwas ändern wird, ist offen. Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher zeigte sich gestern skeptisch. Sie sagte aber, dass man diese Frage noch diskutieren werde.