Hans-Ueli Vogt ist ein Mann mit vielen Facetten. Aufgewachsen im ländlichen Zürcher Oberland, wohnt er heute in einem Hochhaus in der Stadt Zürich und schätzt die Anonymität der Grossstadt. Er ist Akademiker, feiert aber gerne auf Schlagerpartys – manchmal in Begleitung seines SVP-Kollegen, Nationalrat Mauro Tuena.
Dieser streicht die intellektuellen Fähigkeiten des Bundesratskandidaten heraus: «Hans-Ueli Vogt ist ein brillanter Mann, er hat ein enormes Wissen. Das bringt er natürlich in seinem Rucksack mit, weil er die Welt bereist hat. Und weil er schon sehr früh angefangen hat zu studieren und sich durchgearbeitet hat zum Professor.»
Urbaner Akademiker und Rechtsprofessor
Bereits mit 38 wurde Vogt Rechtsprofessor an der Universität Zürich, wo er bis heute arbeitet – Fachbereich Aktienrecht.
Seine akademische Laufbahn führte ihn nach Peking, London, Florenz. Im US-Bundesstaat New York hat er das Anwaltspatent. Der 52-Jährige spricht fliessend Englisch, Französisch und Italienisch.
Als urbaner Akademiker habe er ein anderes Profil als der Berner Albert Rösti, weiss auch Vogt selber: «Die SVP ist ja nicht nur die ländliche Partei, sonst hätte sie niemals einen Wähleranteil von 30 Prozent. Da müssen auch ganz viele urbane Menschen mit dabei sein – und den Teil der Wählerschaft spiegle ich möglicherweise stärker als der andere Kandidat.»
Kein klassischer SVP-Politiker
Hört man sich bei politischen Weggefährten um, heisst es: inhaltlich, sei Vogt voll und ganz auf SVP-Linie. So hat er etwa die SVP-Selbstbestimmungsinitiative mitgeprägt. Doch seine Persönlichkeit spiegle nicht den klassischen SVP-Politiker wider, sagt etwa die Zürcher SP-Nationalrätin Min Li Marti: «In seiner Art zu leben, unterscheidet er sich vielleicht vom durchschnittlichen SVP-Vertreter. Auch von dem Bild, das die SVP gerne pflegt, wie die Verbundenheit mit der Landwirtschaft.»
Vogts politische Karriere begann 2011 im Zürcher Kantonsrat. Bereits nach vier Jahren wurde er in den Nationalrat gewählt, wo er in der Kommission für Rechtsfragen sass. Dort brachte er sein juristisches Wissen ein, wie sich die Kommissionskollegin und FDP-Nationalrätin Christa Markwalder erinnert: «Hans-Ueli Vogt ist ein sehr intellektueller, aber auch integrer Parlamentarier gewesen. Er hat uns in der Rechtskommission enorm viel beigebracht – zuweilen fühlten wir uns beinahe in einer Vorlesung bei ihm.»
Fast schon dozierend, so hat es auch Min Li Marti erlebt. Vogt habe es in der Kommission oft «zu» genau genommen: «Ich hatte immer das Gefühl, dass er sich eher in einer Rolle des Experten wohlfühlt, und nicht unbedingt als Politiker. Ich bin nicht sicher, wie gut er darin ist, Prioritäten und politische Linien zu setzen.»
Die nächsten zweieinhalb Wochen ist es seine Aufgabe, möglichst viele Bundesparlamentarierinnen und -parlamentarier für sich zu gewinnen. Keine leichte Aufgabe für Vogt, der als eher zurückhaltend gilt. Aber: «Es ist richtig, dass ich manchmal auch Zeit für mich selber brauche, um nachzudenken und Dinge einzuordnen. Und offen gestanden, finde ich, ist das eine Qualität», sagt er. In den kommenden drei Wochen werde jedoch nicht der Moment sein, um alleine dazusitzen. Jetzt sei die Zeit des Redens. Des Überzeugens, dass er die bessere Wahl sei als sein Kontrahent Albert Rösti.