Die Aargauer Regierung besteht ausschliesslich aus Männern. Damit ist der Kanton Aargau aber nicht alleine: Auch Uri und Wallis werden ausschliesslich von Männern regiert. Schweizweit ist der Frauenanteil in den Kantonsregierungen gerade mal bei einem Viertel.
«Es wirkt wie aus der Zeit gefallen», sagt die erste Aargauer Regierungsrätin Stefanie Mörikofer (FDP) beim Betrachten des Aargauer Regierungsfotos. Mörikofer war von 1993 bis 2001 Regierungsrätin.
Seitdem gab es nur zwei weitere Frauen in der Aargauer Regierung: die Grüne Susanne Hochuli von 2009 bis 2016 und die SVP-Frau Franziska Roth von 2017 bis 2019.
Das könnte sich nun im Aargau im Herbst ändern. Am Mittwoch hat SVP-Regierungsrat Alex Hürzeler an einer kurzfristig angesetzten Medienkonferenz verkündet, dass er bei den nächsten Regierungswahlen nicht mehr antritt. Damit könnte die Männerdomäne Aargauer Regierungsrat fallen.
Wer trägt die Verantwortung für die Situation? Der Aargauer SVP-Regierungsrat Jean-Pierre Gallati gibt den Ball zurück an die Frauen: «Wir wünschen uns faire Wahlen. Und wer gewählt wird, entscheidet das Wahlvolk – bestehend aus 50 Prozent Frauen und 50 Prozent Männern.»
Verantwortung bei den Frauen?
Ganz so einfach sei das nicht, betont die Politologin Sarah Bütikofer. «Das Wahlvolk wählt nicht systematisch Frauen nicht. Es wählt Personen, die bekannt sind, die von einer Partei getragen und nominiert werden.» Und hier sieht die Politologin die Parteien in der Pflicht.
Den Parteien komme bei der Vertretung der Frauen in Exekutivämtern eine grosse Verantwortung zu: «Sie müssen von Anfang an darauf achten, dass Frauen in ihren Reihen sind und dort auch in Erscheinung treten und nicht nur im Hintergrund Aufgaben erfüllen.»
Es braucht noch viel mehr Vorbilder.
Frauen müssten die Möglichkeit haben, Aufgaben zu übernehmen, bei denen man in der Öffentlichkeit präsent sei, führt Politologin Bütikofer aus. Nur so könnten Politikerinnen den nötigen Bekanntheitsgrad und die Dossierkenntnis erlangen.
Nicht nur Parteien in der Pflicht
Es liege aber auch bei den Frauen, hat Alt-Regierungsrätin Stefanie Mörikofer beobachtet: Das Regierungsamt sei ein Machtposten mit harten Kämpfen. Männer seien sich das gewohnt, Frauen weniger.
Auch die Aargauer Parlamentarierin und FDP-Präsidentin Sabina Freiermuth merkt dies immer wieder. Zum Beispiel, wenn sie Frauen für die Teilnahme an Wahllisten anfrage. Da heisse es immer wieder, dass es gerade nicht passe, aus verschiedenen Gründen. Freiermuth ist überzeugt: «Wir Frauen haben noch ein grosses Stück Arbeit vor uns, was dies anbelangt.»
Und alt Gemeindeammann und Mitte-Grossrätin Edith Saner betont die Wichtigkeit von Vorbildern: «Es braucht noch viel mehr Vorbilder. Sodass man sich ein Amt auch zutraut und weiss, das kann man organisieren, da habe ich ein Netzwerk, das mich stützt.»
Ob es im Kanton Aargau auch künftig eine reine Männerregierung gibt, wird bei den Gesamterneuerungswahlen im Oktober entschieden.