- Der Waldbrand vom Sommer 2023 in Bitsch und Riederalp im Wallis geht auf Gewehrschüsse zurück.
- Eine unbekannte Täterschaft hat mutmasslich mehrfach und vorsätzlich mit einer Langwaffe auf die Leiterseile der Strom-Hauptleitung beim Elektrizitätswerk Massa in Bitsch geschossen.
- Dies zeigen veröffentlichte Ermittlungsergebnisse zur Brandursache der Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis und der Kantonspolizei.
Ein weiterer Schuss durchtrennte den Kupferdraht der Abzweigeleitung bei einem Mast, was zu einem Kurzschluss führte, hiess es in einem Communiqué der Walliser Kantonspolizei zu den Ermittlungen. Die durch den Kurzschluss entstandene Überhitzung habe dazu geführt, dass das Leiterseil riss und zu Boden fiel.
Der Versuch, die Leitung von Hand vorschriftsgemäss vom Werk aus zuzuschalten, um den Kurzschluss zu prüfen, löste mutmasslich den Waldbrand aus. Die entstehende Spannung erzeugte Lichtbögen, die das Aluminiumseil teilweise schmelzen liessen und die umliegende trockene Vegetation entzündeten.
Das heruntergefallene Leiterseil befand sich zwischen dem Kraftwerk Bitsch und dem Staudamm «Gebidum». Die mutmassliche Brandausbruchsstelle lag im Gebiet «Flesche» in Bitsch. Natürliche Einflüsse wie Sonneneinstrahlung oder einen Blitzeinschlag als Brandursache konnten die Behörden ausschliessen.
Waldbrand hielt 19 Tage an
Der Waldbrand begann am 17. Juli 2023. Es kamen keine Menschen oder Tiere zu Schaden. Es brannten auch keine Wohnhäuser ab. Rund 200 Personen mussten ihre Häuser zwischenzeitlich verlassen. Hunderte Feuerwehrleute aus dem Wallis und anderen Kantonen sowie Angehörige des Zivilschutzes standen im Einsatz. Für die Löscharbeiten wurden auch Super-Puma-Helikopter der Schweizer Armee eingesetzt.
Bei den Löscharbeiten am Boden bargen zahlreiche Glutnester, Schwel- und Stockbrände grosse Gefahren. Wind, umstürzende Bäume und grosse Steinschlaggefahr erschwerten die Arbeiten zusätzlich. Erst knapp drei Wochen nach dem Ausbruch, am 4. August, konnte der Waldbrand stabilisiert werden. Vereinzelte Glutnester blieben damals bestehen.
Flammen zerstörten 185 Hektaren
Vom Waldbrand war eine Fläche von 185 Hektar betroffen. Das entspricht in etwa 259 Fussballfeldern. Unterhalb des Riederhorns wurden durch den Brand auf dem Gemeindegebiet Bitsch 1.35 Quadratkilometer und in der Gemeinde Riederalp 0.5 Quadratkilometer Wald, Flora und Fauna zerstört. Etwa drei Viertel der Bäume im betroffenen Waldgebiet verbrannten, es handelte sich vorwiegend um Fichten.
Der durch den Waldbrand in Bitsch VS zerstörte Wald wird sich laut Experten wohl erst in 100 bis 200 Jahren regeneriert haben. Grundsätzlich müsse der Mensch keine Bäume neu pflanzen. Verschiedene Baumarten würden eine abgebrannte Fläche ohne menschliches Zutun besiedeln, sagten die Experten der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft vor einem Jahr in der Zeitung «La Liberté».
In den Augen der Experten stellte der Brand oberhalb von Bitsch keine nationale Katastrophe dar. Dies wäre erst der Fall, wenn sich der Brand auf 1000 Hektar ausgedehnt hätte. Allerdings bestehe in den ersten zwei Jahren nach dem Brand ein hohes Erosionsrisiko. In dieser Zeit können heftige Regenschauer an steilen Hängen gefährliche Erdrutsche auslösen.