Punkt 5 Uhr morgens donnert es über dem Luzerner Seebecken. Der Urknall. Das Signal, dass der Schmutzige Donnerstag und damit die Fasnacht begonnen hat. Die Menge johlt.
Knapp 10'000 Menschen mehr als letztes Jahr
Dieses Jahr sind es besonders viele, die sich an der Fritschi-Tagwache eingefunden haben. Laut der Luzerner Polizei drängen sich rund 25'000 Menschen auf dem Kapellplatz, um bei der offiziellen Eröffnung der Fasnachtswoche dabei zu sein.
In der jüngeren Geschichte waren es noch nie so viele. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 fanden sich gut 16'000 Menschen ein. Bis jetzt ist es laut Polizei trotz der vielen Menschen zu keinen Einsätzen gekommen.
So duftet Fasnacht
Der Platz beginnt sich bereits eine gute Stunde vor dem Urknall mit Menschen in Kostümen aller Art zu füllen. Man blickt in vorfreudige und müde Gesichter – einige sind schon seit Mittwochabend unterwegs. «Geschlafen wird erst wieder am Sonntag», sagt ein Fasnächtler.
Andere sind besonders früh aufgestanden, um vor Arbeitsbeginn noch etwas Fasnachtsluft schnuppern zu können. Sie riecht nach Kaffee-Schnaps, Bier und den umliegenden Imbiss-Ständen, die schon früh morgens Bratwurst verkaufen.
Prozession der Offiziellen
Der Urknall ist auch das Zeichen für die Fasnachtsoffiziellen, sich in Bewegung zu setzen. Dazu gehören die traditionellen Figuren der Fritschifamilie sowie der Zunftmeister Carlo de Simoni. Vom Seeufer aus schreiten sie in Richtung Fritschibrunnen in der Mitte des Kapellplatzes.
Flankiert werden sie vom sogenannten Narren, der gelb-rot gekleidet die Menge mit dem Ausruf «Brüele!» zum Schreien animiert. Musikalisch begleitet wird die Prozession von den blechernen Klängen der Guggenmusiken.
Ein einfaches Durchkommen hat die Fritschifamilie nicht. Die Menschenmasse drängt sich vom Schwanenplatz bis in die Gassen der Luzerner Altstadt. Die Polizei muss ihnen einen Weg bahnen.
Polizeikommandant als Ehrengast
Deren Chef, Polizeikommandant Adi Achermann, steht dieses Jahr auf der Seite der Fasnächtlerinnen und Fasnächtler. Er ist Ehrengast der Zunft zu Safran, welche die Tagwache organisiert.
Ein ungewohntes Erlebnis sei dies, sagt Achermann. «Ich war bisher erst ein einziges Mal an der Tagwache. Berufsbedingt.» Trotzdem fühle er sich wohl. «Ich sehe die Einladung als Wertschätzung gegenüber der gesamten Polizei.» Daher habe er auch kein schlechtes Gewissen, dass er feiern kann, während die Kolleginnen und Kollegen im Sondereinsatz sind.
Weiteres Programm
Sobald der Zug mit Fritschifamilie und Zunftmeister beim Brunnen angekommen ist, ertönt ein zweiter Knall. Es ist der «Fötzeliregen», rund 210 Kilogramm Papierschnitzel, die auf die Menschenmenge hinab schweben. Sie stammen aus 300 verkleinerten Telefonbüchern und sind mit Talg bepudert, damit sie nicht zusammenkleben.
Urknall und «Fötzeliregen» sind Startschuss für die Luzerner Fasnachtswoche. Nächster Höhepunkt ist der Fritschi-Umzug am Donnerstagnachmittag, an dem 46 Nummern zu sehen sind. Am Güdismontag dann folgt die Tagwache der Wey-Zunft sowie deren Umzug. Der Monstercorso, ein Umzug der Guggenmusiken, bildet den Abschluss am Dienstagabend.