Der Taxibranche in den grossen Schweizer Städten geht es nicht gut. An einem der wichtigsten und lukrativsten Standorte des Landes – dem Zürcher HB – zeigte sich in der Silvesternacht ein tristes Bild.
Wo in der Vergangenheit stets reger Betrieb herrschte, standen sich dieses Mal viele Fahrer die Beine in den Bauch. «Das Taxigeschäft ist tot», so der einhellige Tenor.
Goldene Zeiten liegen lange zurück
Seine Geschichte fängt zwar schon früher an, so richtig gross wurde das Taxi aber mit dem Aufschwung des Autos ab den 1950er-Jahren. Die Fahrzeuge mit den prominent aufgesetzten Lampen wurden zur festen Grösse im Stadtbild. Die 1970er-Jahre mit ihren Öl- und Energiekrisen waren die Geburtsstunde vieler Taxizentralen, die es teilweise bis heute gibt – in Basel etwa das «Mini-Cab» und in Bern das «Bärentaxi».
Die hohe Dichte an Taxis sorgte zuweilen aber auch für chaotische Zustände. Anbieter stritten sich um die besten Plätze, die Behörden versuchten dem zunehmenden Wildwuchs eher schlecht als recht Herr zu werden.
In den 1990er-Jahren spitzte sich die Lage zu. In der Stadt Bern etwa hob man die Bedürfnisklausel und die Tarifregelungen auf, was die Anzahl der Chauffierenden stark ansteigen liess. Ähnlich sah es andernorts aus.
Das Geschäft in der Zwinglistadt war lukrativ genug, dass in den 2000er-Jahren ein heftig geführter Streit zwischen städtischen Anbietern und sogenannten Landtaxis entbrannte, die des «Wischens», also des Abholens von Gästen auf dem ganzen Stadtgebiet, beschuldigt wurden.
Branche wird umgewälzt
2013 ging dann in der grössten Stadt der Schweiz ein Service an den Start, der bis heute als Hauptverantwortlicher der Malaise im Taxigewerbe angesehen wird: Uber.
Die App erfreute sich schnell grosser Beliebtheit. Bequem vom Handy aus zu jeder Zeit seine Fahrt bestellen – das war und ist für viele attraktiv. Und auch beim Preis kann Uber punkten. Dieser passt sich je nach Verkehrsaufkommen nämlich an. Und das kommt vor allem den Fahrgästen zugute.
Wo liegt die Zukunft des Taxis?
In kleineren Städten und auf dem Land scheint die Lage nicht ganz so drastisch zu sein. So wurden etwa in Olten, Baden und Aarau erst in der jüngeren Vergangenheit Regelungen wie Stellplätze oder eine Taxi-Lampen-Pflicht eingeführt. Die Nachfrage scheint noch vorhanden zu sein.
Die Corona-Krise dürfte mancherorts schneller wieder überwunden worden sein. So melden in der Ostschweiz zurzeit verschiedene Anbieter erfreuliche Zahlen. «Ilg-Taxi» aus Frauenfeld verzeichnete über Weihnachten und Neujahr im Vergleich zum Krisenjahr 2020 ein Umsatz-Plus von fast 100 Prozent.
Weitaus gewichtiger und langfristiger als die Konkurrenz durch Uber und die zwischenzeitlichen Corona-Folgen könnte sich ohnehin ein weiterer Negativtrend aus Sicht der Taxibranche herausstellen: der Fachkräftemangel.
Gemäss Markus Kunz, Geschäftsführer beim Marktführer «Nova Taxi», könnte allein in der Stadt Bern derzeit mehrere Dutzend Stellen gefüllt werden. Im vergangenen Jahr sei es jedoch zu keiner einzigen Neuanstellung gekommen. Während der Pandemie scheinen viele die Branche für immer verlassen zu haben, und der Nachwuchs lässt sich nur schwer für das Taxigeschäft begeistern.