Könnte auch die Street Parade Ziel eines Terroranschlags werden? Islamistische Terroristen nehmen wieder Grossanlässe ins Visier: Nachdem mutmassliche IS-Anhänger einen Anschlag auf ein Konzert des US-Superstars Taylor Swift in Wien verüben wollten, wurden alle drei Konzerte in Wien abgesagt. Und im Juni wurde bekannt, dass ein 17-jähriger Zürcher IS-Sympathisant einen Anschlag auf die Zurich Pride plante, den grössten queeren Umzug in der Schweiz. Die Street Parade, die grösste Technoparty der Welt, fällt ins gleiche Muster.
Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) schätzt die Terrorbedrohung in der Schweiz ein. Er will nicht auf einen Einzelfall eingehen und schreibt auf Anfrage, dass die Terrorbedrohung erhöht bleibe, sich aber in den letzten Monaten «akzentuiert» habe. Spontane Gewaltakte mit einfachen Mitteln, verübt von dschihadistisch inspirierten Einzeltäterinnen und -tätern, blieben das wahrscheinlichste Bedrohungsszenario, so der NDB. Jedoch böten hierzulande auch Grossveranstaltungen für Dschihadisten attraktive Gelegenheiten für einen Anschlag. Für österreichischen Terrorismusforscher Nicolas Stockhammer stellten Veranstaltungen wie die Street Parade immer potenzielle Ziele insbesondere für Islamisten dar, weil sie die westliche Lebensweise symbolisierten und die Islamisten diese als dekadent und zu freizügig ansähen.
Welche Auswirkungen hat der geplante Anschlag in Wien auf die Street Parade? Die Geschehnisse um die Pride in Zürich oder jüngst in Wien flössen in die Vorbereitungen auf die Street Parade ein, sagt Judith Hödl, Sprecherin der Stadtpolizei Zürich. Entsprechend werde das Sicherheitsdispositiv erlassen. Es werde ein Grossaufgebot im Einsatz stehen; mit teils schwer bewaffneten Einsatzkräften auf den Strassen und Sondereinheiten zu Wasser und zu Luft. Zudem sicherten mobile Fahrzeugsperren die Hotspots der Parade.
Was wird für die Sicherheit an der Street Parade gemacht? Die Bekämpfung von Terroranschlägen sei seit Jahren Teil des Sicherheitskonzepts, sagt Stefan Epli, Leiter der Gesamtkommunikation der Parade. Dieses sei zusammen mit Stadt, Kanton und Bund erarbeitet worden und werde jährlich mit den aktuellen Begebenheiten verfeinert. Zu detaillierten Sicherheitsmassnahmen könne sich Epli nicht äussern. Es gebe aber eine Kommandozentrale an der Parade selbst. Und wenn doch etwas passieren würde, könnten die Organisatoren reagieren: «Wir sind kommunikativ so gut aufgestellt, dass wir das Festareal problemlos friedlich und ruhig räumen können.» Die Street Parade erwartet rund eine Million Feierende.
Hat es schon Anschlagsversuche auf die Street Parade gegeben? In den letzten 30 Ausgaben – heuer findet die 31. statt – gab es nur einmal einen Moment, als es kurz danach aussah. 2019 fanden Tanzfreudige an der Seepromenade am Utoquai einen orangen Rucksack. Ein Passant öffnete ihn – und es kam ihm verdächtig vor. Die Polizei wurde alarmiert, das Gebiet grossflächig abgesperrt. Ein Sonderkommando mit Bombenroboter eilte herbei, um den Rucksack während mehreren Stunden zu untersuchen – und später abzutransportieren. Einen Tag später stellte sich heraus: Im Rucksack befanden sich vier PET-Flaschen voller Benzin, Plastikröhren und Brennsprit – eine Attrappe, täuschend echt wie eine Bombe.