Sie gelten beide als nett und freundlich: Der neue Bundesrat Albert Rösti und die neue Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider. Letztere gilt sogar als Frohnatur und brachte bei den Bundesrats-Hearings das Publikum zuverlässig zum Lachen.
Soft-Skills wie diese könnten den zuletzt eher festgefahrenen Bundesrat wieder in Schwung bringen.
Gute Stimmung macht Teams produktiver
Gemäss dem Experten kann man mit Freundlichkeit in der knallharten Politik nämlich so einiges in Bewegung bringen. «Wer nett und freundlich in ein Team reinkommt, der lädt quasi die anderen ein, auch freundlich und offen zu sein, Dinge auszusprechen, die einem wichtig sind», so Matthias Mölleney, Leiter Center for Human Ressources Management und Leadership, Hochschule für Wirtschaft Zürich.
In der Wissenschaft spreche man von der «psychologischen Sicherheit». Sei diese gegeben, hätten Menschen weniger Angst, sich zu äussern und befürchteten nicht, negative Reaktionen hervorzurufen, wenn sie sich zu etwas äussern oder Fragen stellen. «Wir wissen schon lange, dass diese psychologische Sicherheit sehr stark mit Kreativität, Innovation und auch der Leistung von Teams zusammenhängt», Mölleney.
Freundliche Bundesräte werden an der Urne belohnt
Die Freundlichkeit der Neuen im Bundesrat könnte alte Konstellationen aufbrechen. In letzter Zeit hat die Chemie nämlich öfters nicht gestimmt. Die zwischenmenschliche Blockade sorgte dafür, dass einige wichtige politische Dossiers sich nicht vom Fleck bewegten.
Was schlechte Stimmung in der Regierung bewirken kann, habe man in der Vergangenheit schon mehrfach gesehen, sagt der Bundesrats-Kenner Adrian Vatter. «Wenn es unter den Mitgliedern des Bundesrates nicht funktioniert, es gar zu Animositäten, Spannungen oder Streit kommt: dann bedeutet dies meist schwierige Zeiten.» Dies sei etwa bei Otto Stich und Adolf Ogi, oder bei der Konstellation Couchepin/Blocher/Calmly-Rey der Fall gewesen.
Freundlich und nett zu sein, zahle sich für Bundesräte hingegen aus, so Politologe Vatter. Auswertungen seines Teams hätten gezeigt, dass Bundesrätinnen und Bundesräte, die als verträglich gelten, ihre Abstimmungen häufiger gewinnen. Bei Bundesrätinnen und Bundesräten, die eher introvertiert seien, gäbe es hingegen einen negativen Zusammenhang zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen und dem Abstimmungserfolg.
Negative Erlebnisse wirken lang nach
Schon einmal hat es in jüngerer Vergangenheit eine Frohnatur in den Bundesrat geschafft: Auch Viola Amherd galt bei ihrem Amtsantritt als besonders einnehmend. Diese offene und bedingungslos nette Haltung – gerade gegenüber Medien – gewöhnte sie sich aber nach schlechten Erlebnissen bald wieder ab.
«Es ist natürlich frustrierend, wenn ich offen in ein Team hineingehe, mich verletzlich zeige, und dann verletzt werde», so Team-Experte Mölleney. In solchen Fällen würden es sich die betroffenen Personen jeweils besonders gut überlegen, ob sie noch ein zweites Mal so auftreten wollen.
Menschen würden nach solchen Erlebnissen ihr Auftreten oft anpassen, vorsichtiger, reduzierter erscheinen. «Vielleicht wird man härter und kühler als man eigentlich sein will», sagt Matthias Mölleney. Entscheidend sei aber immer, was für Erfahrungen man in einem Team gemacht habe.