- Die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) will den teilautomatischen Fahrbetrieb aufnehmen.
- Der Test erfolgt in Regionalzügen auf der Strecke zwischen Arth-Goldau und Biberbrugg im Kanton Schwyz.
- Im Normalspurnetz ist die SOB laut eigenen Aussagen das erste Bahnunternehmen, welches ein Fahrassistenzsystem im laufenden Betrieb einsetzen will.
Starten soll der Versuchsbetrieb mit Passagieren ab Herbst, sofern das Bundesamt für Verkehr die nötige Bewilligung erteilt. «Geplant ist, dass das Lokpersonal der SOB das Fahrassistenzsystem aktivieren kann», sagt Patrick Zanchetta, Leiter des Bereichs Bahnautomation bei der Schweizerischen Südostbahn, auf Anfrage von Radio SRF. Er bestätigt damit einen entsprechenden Bericht der «Neuen Zürcher Zeitung».
Verantwortung bleibt beim Lokpersonal
«Wird die Assistenz aktiviert, übernimmt der Rechner die Einstellung der Geschwindigkeit», sagt Zanchetta. «Vergleichbar ist dies mit dem Abstands-Tempomaten eines modernen Autos.» Der Zug stoppe damit automatisch bei entsprechenden Signalen auf dem Schienennetz oder bei den vorgesehenen Haltestellen.
Das Lokpersonal sei allerdings immer anwesend. «Der Lokführer ist immer in der Verantwortung. Er kann jederzeit eingreifen.»
In den nächtlichen Betriebspausen hat die SOB laut der «NZZ» diese Art Autopilot bereits getestet. Nun soll die Fahrassistenz bald im Betriebsmodus zum Einsatz kommen. Auf der rund 20 Kilometer langen Strecke zwischen Arth-Goldau und Biberbrugg. Einem Eisenbahn-Abschnitt, den die SOB selbst gebaut hat.
Der Fahrgast soll davon nichts merken. Zanchetta: «Das Verhalten des Systems ist sehr ähnlich wie die Fahrweise des Lokpersonals.»
SOB will nicht beim Personal sparen
Wer hinter der Fahrassistenz indessen Sparpläne vermutet, liegt laut SOB falsch. «Bei der SOB gibt es keine Projekte, die führerloses Fahren im Fokus haben», sagt Patrick Zanchetta. «Unser Ziel ist es, die Vor- und Nachteile eines solchen Systems auszuloten.»
Unter anderem wolle man herausfinden, welche Auswirkungen die Steuerung durch den Computer auf den Fahrplan habe. Ob gewisse Reservezeiten beispielsweise verkürzt werden könnten, was zusätzliche Kapazitäten für weitere Fahrten freimachen würde. «Uns interessiert aber auch, wie das Lokpersonal auf das System reagiert.»
Lokpersonal hat Bedenken wegen Sicherheit
Das Lokpersonal scheint von dieser Idee nicht nur begeistert. Der Verband der Schweizer Lokomotivführer und Anwärter schreibt im aktuellen Newsletter: «Die erzwungene zusätzliche Monotonie des Lokpersonals bei einer bereits tendenziell eintönigen Arbeit führt zwangsläufig zu verminderter Aufmerksamkeit und mangelnder Konzentration.» Dies könne sich negativ auf die Sicherheit auswirken und auch die Rekrutierung weiter erschweren.
«Der Beruf des Lokführers ist im Wandel. Die Komplexität der Züge ist gestiegen», sagt Patrick Zanchetta von der SOB. «Wir wollen auf Basis von Fakten die Chancen und Risiken erörtern, ob es Sinn macht oder nicht. Und dies zusammen mit dem Lokpersonal. Darum ist es auch von Anfang an ins Projekt involviert.»