Vielerorts werden neue Tempo-30-Zonen geprüft oder sie sind bereits eingeführt. Damit sollen die Strassen sicherer und vor allem ruhiger werden. Bis Ende 2022 müssen überall in der Schweiz Lärmschutz-Grenzwerte eingehalten werden, das schreibt der Bund vor. In der Westschweiz gibt man nun besonders Gas.
Tempo 30 während der Nacht in Lausanne
Die Pläne von Lausanne sehen reduzierte Geschwindigkeit auf praktisch allen Hauptrassen vor – in einem ersten Schritt während der Nacht. Später soll Tempo 30 schrittweise in allen Quartieren eingeführt werden – auch tagsüber. Dazu stehen bereits 4.5 Millionen Franken bereit.
Damit erhöht sich die Lebensqualität.
Damit werde es deutlich ruhiger, die Lebensqualität steige, sagt die SP-Stadträtin Florence Germond. Zudem würden schwere Unfälle massiv reduziert.
Von abends um 22:00 Uhr bis morgens um 06:00 Uhr soll auf den meisten Lausanner Hauptrassen langsamer gefahren werden. In einem Test mit Tempo 30 vor zwei Jahren haben Stadt und Kanton herausgefunden: Der Lärm ist um zwei bis drei Dezibel gesunken.
Gegen die Pläne ist derzeit ein Rekurs vor Kantonsgericht hängig. Die Stadt Lausanne ist jedoch zuversichtlich, dass spätestens Anfang 2021 auf den Hauptstrassen während der Nacht Tempo 30 gilt, bis 2022 in praktisch allen Quartieren.
Weitere Städte zeigen Interesse
Ein Schritt mit dieser Tragweite wäre bislang einmalig. Das inspiriert: Mehrere Waadtländer Städte haben ihr Interesse bekundet. In Freiburg geht man sogar einen Schritt weiter. In der Stadt soll nicht nur in der Nacht, sondern immer Tempo 30 gelten. Vorgesehen ist dies auf rund drei Vierteln der Strassen in der Innenstadt, inklusive mehreren Hauptverkehrsachsen. Das gefällt vielen Autofahrerinnen und Autofahrer nicht, sie fühlen sich schikaniert.
Für den Widerstand der Autofahrer hat der zuständige freiburgische Baudirektor Jean-François Steiert kaum Verständnis. Auch wenn die Initiative zu den Tempo-30-Zonen von der Stadt kam, ist der Kanton für die Umsetzung zuständig. «Dort, wo die Leute wohnen, möchten sie ein tiefes Tempo und wenig Lärm, anderswo möchten sie schnell fahren», so SP-Staatsrat Steiert. Überall da, wo es möglich sei, habe man Lärmschutzbeläge verbaut. Dort, wo dies nicht reicht, wird das Tempo reduziert.
Deutschschweiz sensibler bei Umweltfragen
Wieso die Westschweiz hier forscher und grossflächiger vorgeht als die Deutschschweiz, kann sich Steiert nicht erklären. «Bei Umweltfragen wurde die Westschweiz später sensibilisiert als die Deutschschweiz.» Bei Lärm- und Belästigungsfragen sei man jedoch gleich sensibel, weshalb die Westschweiz nun früher damit kommt, so Steiert.
Das Gewerbe der Stadt Freiburg hält sich bisher zurück mit der Kritik. Für die Ladenbesitzer sind die Parkplätze wichtiger als die Geschwindigkeit. Klarer Widerstand gegen das Projekt kommt von der SVP Stadt Freiburg. Fraktionspräsident Pascal Wicht meint: «Dies ist eine weitere Massnahme, die sich gegen Automobilisten richtet. Sie sollen gar nicht mehr in die Stadt kommen.»
Gute Chancen für das Projekt
Trotz Widerstand habe das Projekt in Freiburg reelle Chancen, prognostiziert SRF-Korrespondent Rolf Dietrich in Freiburg. Es gebe nämlich keine Debatte dazu im Parlament und auch keine Volksabstimmung. Nur wer direkt betroffen ist, kann Einsprache bei der Kantonsregierung einreichen. Das Projekt ist derzeit noch in der Vernehmlassung.