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Tessiner Tankstellensterben «Zusammenbruch der Tankstellen im Tessin»

Dramatische Krise oder falscher Alarmismus? Die Tessiner Tankstellen befürchten den Niedergang des Gewerbes.

«Ende einer Ära», «Massaker unter Grenztankstellen», «Krieg statt Preiswettbewerb», «Zusammenbruch der Tankstellen» – das ist der Ton, welcher der Verband der Tessiner Tankstellen anschlägt.

Demnach sind Treibstoffverkäufe massiv zurückgegangen. Einige Grenztankstellen hätten einen Rückgang von 80 Prozent zu verzeichnen. In der übrigen Schweiz betrage dieser nur 3.5 Prozent. Das Tankstellengewerbe befinde sich in einem langsamen, unaufhaltsamen Todeskampf.

Blick auf eine Bushaltestelle und eine Bar in einer ehemaligen Tankstelle in Bodio, aufgenommen  2014.
Legende: Ist das die Zukunft? Eine verlassene Tankstelle in Bodio im Kanton Tessin aus dem Jahr 2014. Keystone/Christian Beutler

Hinzu komme, dass immer mehr E-Autos auf den Strassen fahren würden. Das verkleinere die Nachfrage an Treibstoff, so der Tessiner Tankstellenverband. Nachhaltige Mobilität sei eine existenzielle Herausforderung für die Branche. E-Mobilität habe keinen spürbaren Einfluss auf die Tankstellen. Dafür sei der Anteil an E-Autos in der Schweiz zu klein, entgegnet der Tankstellenverband Avenergy suisse.

Avenergy suisse – der Tankstellenvertreter

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Avenergy suisse ist der Verband der Importeure von Brenn- und Treibstoffen. Die Mitglieder unterhalten ein dichtes Netz von über 3000 Markentankstellen in der Schweiz. Dazu gehören Tankstellen von Agrola, Coop, Avia, Shell, Socar oder die Tankstellen von Volenergy. Das sind zum Beispiel die Ruedi-Rüssel-Tankstellen.

Dazu existieren in der Schweiz noch einige Hundert unabhängige Tankstellen. Hauptsächlich gehören diese zu Autogaragen.

Grundsätzlich gelte in der Schweiz, dass der Markt an Tankstellen gesättigt sei. «Wir haben in den letzten Jahren keine nennenswerten Veränderungen bei der Anzahl Tankstellen festgestellt», sagt Ueli Bamert von Avenergy suisse mit. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Markentankstellen leicht verringert. Das sei Strukturbereinigung.

Im Sommer 2022 hätten Schweizer Tankstellen nahe der Grenze darunter gelitten, dass die Nachbarländer die Treibstoffsteuern gesenkt hatten. Doch das habe sich wieder beruhigt und die Treibstoffpreise im Ausland seien seit Jahren ein Thema. Von einem Tankstellensterben könne gesamtschweizerisch keine Rede sein, teilt der Tankstellenverband Avenergy suisse mit.

Kunden tanken Benzin an einer Tankstelle in Chiasso.
Legende: 2007 war die Tessiner Tankstellenwelt noch in Ordnung: Personenwagen aus Italien tanken in Chiasso. Keystone/Karl Mathis

Dramatisiert der Tessiner Tankstellenverband somit die Situation? Dazu macht Avenergy keine detaillierten Angaben. Es sei jedoch eine Tatsache, dass Tessiner Tankstellen stärker unter Druck stünden als diejenigen in der restlichen Schweiz. Das habe einerseits mit den tieferen Treibstoffpreisen in Italien zu tun, andererseits weil der GAV-Mindestlohn nun auch im Tessin gelte.

Höhere Lohnkosten setzen Tankstellen unter Druck

Ende 2023 hat der Bundesrat die Mindestlöhne des GAV Tankstellenshops auch für den Kanton Tessin verbindlich erklärt. In der restlichen Schweiz galten diese seit 2018.

Dadurch seien die Lohnkosten um bis zu 15 Prozent gestiegen. Das könne Auswirkungen auf die Tankstellenlandschaft haben, so Ueli Bamert von Avenergy suisse.

Rendez-vous, 29.1.2025, 12:30 Uhr

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