«Ende einer Ära», «Massaker unter Grenztankstellen», «Krieg statt Preiswettbewerb», «Zusammenbruch der Tankstellen» – das ist der Ton, welcher der Verband der Tessiner Tankstellen anschlägt.
Demnach sind Treibstoffverkäufe massiv zurückgegangen. Einige Grenztankstellen hätten einen Rückgang von 80 Prozent zu verzeichnen. In der übrigen Schweiz betrage dieser nur 3.5 Prozent. Das Tankstellengewerbe befinde sich in einem langsamen, unaufhaltsamen Todeskampf.
Hinzu komme, dass immer mehr E-Autos auf den Strassen fahren würden. Das verkleinere die Nachfrage an Treibstoff, so der Tessiner Tankstellenverband. Nachhaltige Mobilität sei eine existenzielle Herausforderung für die Branche. E-Mobilität habe keinen spürbaren Einfluss auf die Tankstellen. Dafür sei der Anteil an E-Autos in der Schweiz zu klein, entgegnet der Tankstellenverband Avenergy suisse.
Grundsätzlich gelte in der Schweiz, dass der Markt an Tankstellen gesättigt sei. «Wir haben in den letzten Jahren keine nennenswerten Veränderungen bei der Anzahl Tankstellen festgestellt», sagt Ueli Bamert von Avenergy suisse mit. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Markentankstellen leicht verringert. Das sei Strukturbereinigung.
Im Sommer 2022 hätten Schweizer Tankstellen nahe der Grenze darunter gelitten, dass die Nachbarländer die Treibstoffsteuern gesenkt hatten. Doch das habe sich wieder beruhigt und die Treibstoffpreise im Ausland seien seit Jahren ein Thema. Von einem Tankstellensterben könne gesamtschweizerisch keine Rede sein, teilt der Tankstellenverband Avenergy suisse mit.
Dramatisiert der Tessiner Tankstellenverband somit die Situation? Dazu macht Avenergy keine detaillierten Angaben. Es sei jedoch eine Tatsache, dass Tessiner Tankstellen stärker unter Druck stünden als diejenigen in der restlichen Schweiz. Das habe einerseits mit den tieferen Treibstoffpreisen in Italien zu tun, andererseits weil der GAV-Mindestlohn nun auch im Tessin gelte.
Höhere Lohnkosten setzen Tankstellen unter Druck
Ende 2023 hat der Bundesrat die Mindestlöhne des GAV Tankstellenshops auch für den Kanton Tessin verbindlich erklärt. In der restlichen Schweiz galten diese seit 2018.
Dadurch seien die Lohnkosten um bis zu 15 Prozent gestiegen. Das könne Auswirkungen auf die Tankstellenlandschaft haben, so Ueli Bamert von Avenergy suisse.