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Tiefe Pegelstände Schweizer Stauseen haben derzeit tiefere Pegel als normalerweise

In den Stauseen hat es derzeit deutlich weniger Wasser als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Sie sind aktuell nur rund zur Hälfte gefüllt. Dies ist aber kein Grund zur Sorge: Die tiefen Füllstände zeugen davon, dass das Geschäft mit dem Strom bestens läuft.

Die Schweizer Stauseen funktionieren wie gigantische Batterien. Sie speichern Unmengen Wasser, mit dem Strom produziert wird, wenn dieser besonders gefragt ist. Nur: Diese Batterien sind derzeit nur halbvoll.

Dunkelflauten sorgen für hohe Stromexporte

Grund dafür sind die Dunkelflauten, die es im November und Dezember gab, wie der Chefökonom des grössten Schweizer Stromkonzerns Axpo, Martin Koller, erklärt. «In ganz Mitteleuropa hatten wir in den vergangenen beiden Monaten viel Nebel und wenig Wind. Es wurde deshalb weniger Solar- und Windstrom produziert. In dieser Zeit hat die Schweiz viel Strom nach Europa exportiert, weshalb sich die Speicher schnell entleert haben.»

Daten des Bundesamts für Energie zeigen: Noch im Sommer waren die Stauseen überdurchschnittlich gefüllt. Im Juli hatten sie so viel Wasser gespeichert wie seit Jahren nicht mehr. Ab Oktober leerten sich die Stauseen jedoch schneller als sonst. Derzeit sind sie nur noch zu 54 Prozent gefüllt. Für gewöhnlich wären es zu dieser Jahreszeit zwei Drittel.

Vor zwei Jahren war die Angst gross vor einer Strommangellage. Der Bundesrat rief deshalb dazu auf, sorgsam mit Energie umzugehen. Nun leeren die Stromkonzerne die Stauseen überdurchschnittlich schnell, um Strom ins Ausland zu verkaufen. Es stellt sich deshalb die Frage, ob die Axpo und die anderen Energieunternehmen damit nicht die Versorgungssicherheit der Schweiz aufs Spiel setzen.

Sehr gute Versorgungslage in Europa

Martin Koller verneint: «Die Versorgungssicherheit muss man europäisch denken. Hat Europa kein Problem, hat auch die Schweiz kein Problem. Momentan ist die Versorgungslage in Europa sehr gut. Die Gasspeicher sind gut gefüllt und die Kernkraftwerke sind am Netz. In diesem Sinn muss man auch die tiefen Füllstände interpretieren. Weil der Markt keine Probleme für diesen Winter erwartet, dürfen sich die Seen schneller entleeren.»

Winterliche Landschaft mit Stausee und bewaldeten Hügeln.
Legende: Auch der Pegel des Marmorera-Stausees in Surses im Kanton Graubünden ist derzeit niedriger als für diese Jahreszeit üblich. Keystone / Gian Ehrenzeller

Die verhältnismässig leeren Stauseen zeigen also: Es gibt derzeit genügend Energie. Und: Das Geschäft mit dem Strom läuft bestens. So zeichnet sich ein Rekord beim Export ab: Noch nie hat die Schweiz so viel Strom ins Ausland geliefert wie im letzten Jahr – auch dank der gigantischen Wasser-Batterien in den Alpen.

Künftig wird es übrigens häufiger vorkommen, dass sich die Stauseen im Herbst und Winter schneller leeren. Der Grund: Die Stromkonzerne können es sich erlauben, weniger Wasser bis im März oder April zurückzuhalten, denn mit dem Zubau der Solarenergie kann schon im Frühling immer mehr Strom produziert werden.

Deutschland muss mehr Strom aus der Schweiz importieren

Box aufklappen Box zuklappen

Mitte Dezember waren die Strompreise an den europäischen Börsen plötzlich massiv gestiegen. Grund war eine sogenannte Dunkelflaute: Es wurde zeitweise witterungsbedingt sehr wenig Sonnen- und Windstrom ins Stromnetz eingespeist.

Deutschland musste deshalb mehr Strom aus dem Ausland importieren, unter anderem aus der Schweiz. Das Bundeskartellamt in Deutschland kündigte an, die Preisbildung während der Dunkelflaute sehr genau anzusehen. Zudem stellt es eine strengere Kontrolle des deutschen Kraftwerkbetreibers RWE in Aussicht, denn seine Marktmacht könnte gerade in Zeiten von Dunkelflauten stark zunehmen.

Tagesschau, 02.01.2025, 12:45 Uhr; schj

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