Unter den Bachforellen breitet sich eine Nierenkrankheit aus. Ein Parasit, der sie auslöst, vermehrt sich immer mehr. Nun haben Berner Forschende in der Wyna im Aargau Forellen herausgefischt, um herauszufinden, wie es ihnen geht. Mittels Stromschlag werden die Fische betäubt. Die Forschenden der Uni Bern erhoffen sich wichtige Antworten von den Funden im Aargauer Fluss.
Wenn die Fische mit Strom betäubt sind, können die Forscherinnen und Forscher sie einfacher aus dem Fluss holen. Die Tiere werden vermessen, gewogen, und später wieder in die Freiheit entlassen. Das sei mehrheitlich ungefährlich, sagt Fischer Timon Polli, der beim Projekt dabei ist: «Wenn es ganz dumm läuft, können sie Verbrennungen vom Strom bekommen. Aber wenn es gut läuft, dann gibt es eine Mortalitätsrate von ein bis drei Prozent.»
Auf einem Abschnitt von rund 100 Metern werden rund 500 Fische eingefangen. Später werden die meisten davon wieder freigelassen. In früheren Jahren habe man hier, oberhalb von Oberkulm, deutlich mehr Fische gefangen, heisst es von den Forschenden vor Ort.
Besonders interessiert sind die Forschenden an den kleinen Forellen. Sie können die tödliche Nierenkrankheit Proliferative Nierenkrankheit (PKD) in sich tragen. Wegen der Krankheit schwillt die Niere an und die Tiere können sterben.
Und tatsächlich, auf dem Flussabschnitt der Wyna zeigt sich ein düsteres Bild. Heike Schmidt-Posthaus, Leiterin Fischabteilung Universität Bern, erklärt: «An dieser Stelle, an der wir gerade stehen, waren fast alle Tiere positiv. Das heisst: Alle Tiere haben eine Erkrankung gezeigt.» Die betroffenen Forellen werden getötet, seziert und dann im Labor in Bern weiter untersucht. Zwei Jahre dauert die Forschung.
Vom Aussterben bedroht?
Im Berner Labor wird das Genmaterial des Schädlings, der die Krankheit überträgt, untersucht. Es handelt sich um einen Parasiten, der alle Fischarten befällt, aber nur die Forellen krank macht. Er verbreitet sich über das Wasser.
Der Parasit vermehrt sich immer mehr in Schweizer Gewässern. Wegen der Erwärmung der Gewässer sind die Forellen weniger dagegen geschützt, sagt Heike Schmidt-Posthaus. Sie führt aus: «Die Krankheit ist temperaturabhängig. Je wärmer unsere Gewässer werden, desto häufiger kommen die Veränderungen vor. Das heisst, es wird sicher kritisch für Forellen, oder zumindest kritisch in vielen Bereichen, wo sie im Moment noch vorkommen.»
Auch Fischer Timon Polli sieht schwarz für den Forellenbestand in ähnlichen Gewässern wie der Wyna: «Wenn man den Prognosen glaubt, und es deutet viel darauf hin, dann werden wir im Mittelland nur noch wenige Bäche mit Bachforellen-Beständen haben.»
Für die meisten der untersuchten Fische, die mittels Strom betäubt wurden, heisst es zum Schluss jedenfalls: Zurück in die Freiheit, ins Wasser, in die Wyna.
Für die Forschung im Aargau stehen rund 47'000 Franken zur Verfügung. Die Gelder erhält das Institut für Fisch- und Wildtiermedizin der Universität Bern aus dem Aargauer Swisslos-Fonds.