- Konflikte rund um jüdische Gäste veranlassen die Davoser und Aroser Tourismusbranche zusammen mit dem Schweizerisch Israelitischen Gemeindebund SIG künftig auch Vermittler im Umgang mit jüdischen Touristen einzusetzen.
- Anlass ist ein Vorfall vor zwei Jahren mit jüdischen Touristen in einem Hotel in Arosa.
- Damals hatte die Aufforderung an jüdische Gäste, vor und nach dem Schwimmen im eigenen Pool duschen zu gehen, für Irritationen gesorgt.
Der Fall sorgte vor zwei Jahren international für Schlagzeilen: Ein Aroser Hotel forderte jüdische Gäste vor und nach dem Schwimmen im eigenen Pool zum Duschen auf. Diese nur an Juden gerichtete Aufforderung wurde in Israel und vom bekannten Simon Wiesenthal-Zentrum als antisemitisch kritisiert. Auf der anderen Seiten beklagten sich im letzten Sommer in Davos Touristen über das Verhalten von jüdisch-orthodoxen Feriengästen.
Diese Konflikte veranlassten die Davoser und Aroser Tourismusbranche zusammen mit dem Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund (SIG) zu handeln. Für Jonathan Kreutner vom SIG ist klar: «Die Missverständnisse liegen auf beiden Seiten. Einerseits bei den Einheimischen, bei den Tourismus-Fachpersonen. Andererseits natürlich auch bei den jüdischen Gästen.»
Broschüren und Vermittler
Um das gegenseitige Verständnis zu fördern, soll es ab diesem Sommer aber nicht nur Broschüren mit Verhaltensregeln geben, sondern es sollen auch jüdische Vermittler eingesetzt werden, sagt Kreutner: «Die einerseits passiv an gewissen Orten, wo ein grosser Durchlauf jüdischer Gäste zu erwarten ist, postiert sind – die man kontaktieren kann per Fragen. Aber andererseits auch aktiv auf jüdische Gäste zugehen werden – aber auch aktiv versuchen werden, jüdische Gäste mit Einheimischen in Verbindung zu bringen.»
Diese meist jüngeren Schweizer Juden werden vom jüdischen Gemeindebund rekrutiert und entschädigt.
Hoffnung auf Aufklärungskampagne
Der Davoser Tourismusdirektor Reto Branschi erhofft sich von dieser Aufklärungskampagne viel: «Die Aufklärungskampagne muss auf beiden Seiten gehen – dass man etwa jüdischen Frauen nicht die Hand geben soll. Und auf der anderen Seite, dass man Rücksicht nehmen sollte auf die Natur und so weiter.» Dabei geht es offenkundig um Reklamationen aus der Bevölkerung. So sollen zum Teil ausländische, orthodoxe Juden Abfall im Freien hinterlassen haben.
Wie erfolgreich diese Sensibilisierungskampagne ist, wird man nach der Sommersaison im September erfahren. Dann wollen die Bündner Tourismusvereine Bilanz ziehen.