Es steht da seit dem Mittelalter, hat ein schweres Erdbeben, mehrere Pestepidemien und zwei Weltkriege überlebt: das Basler Münster. Doch die vielen Touristen, die das altehrwürdige Gotteshaus besuchen, sind der Pfarrerin zu viel geworden.
Um wieder Ruhe ins Gotteshaus zu bringen, bleibt das Münster deshalb bis zum Ende der Adventszeit an den Wochenenden geschlossen. Ausnahmen gibt es für Gottesdienste und Konzerte.
International bekannter Weihnachtsmarkt
Das Münster befindet sich direkt neben dem Weihnachtsmarkt, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Auch bei Touristen aus dem Ausland, denn der Basler Weihnachtsmarkt landet bei internationalen Rankings der beliebtesten Weihnachtsmärkte in Europa auf den Spitzenplätzen.
Viele dieser Touristen besuchen auch das Münster – oder konsumieren in der Kirche ihren Glühwein oder ihre Bratwurst. Das dürfen sie eigentlich nicht, sagt Münsterpfarrerin Catherine Schröder Field: «Wir sind eine Kirche, nicht Restaurant oder Imbissbude.»
«Es hat einfach zu viele Leute hier», sagt auch Pfarrer-Assistent David Meili. Sie müssten ständig allen Besucherinnen und Besuchern die Regeln erklären: «Wir werden in die Polizistenrolle gedrängt, dabei sind wir eigentlich Gastgeber.»
Eine anstrengende Aufgabe, denn einige Touristen würden die Mitarbeitenden in lange Gespräche verwickeln, einzelne seien sogar schon aggressiv geworden und hätten die Mitarbeitenden physisch angegriffen.
Basel Tourismus bedauert die Vorfälle und auch die Tatsache, dass das Münster an Wochenenden nun geschlossen bleibt. «Wir verstehen aber auch, dass die Kirche ihren Fokus auf Konzerte und Gottesdienste legen will», sagt Basel Tourismus-Direktorin Letizia Elia.
Dezember lockt immer mehr Touristen an
Sie bestätigt auch, dass der Weihnachtsmarkt deutlich mehr Besucherinnen und Besucher anzieht als noch vor ein paar Jahren. In den Jahren 2022 und 2023 sei Basel im Monat Dezember so gut besucht gewesen wie nie zuvor. Auch in diesem Jahr zeichne sich wieder eine sehr hohe Auslastung ab.
Im Gespräch mit der evangelischen Kirche will Basel Tourismus nun herausfinden, was die richtigen Massnahmen sind. Vielleicht könne die Tourismusorganisation auch Hand bieten, damit sich die Situation beruhigt.
Direktorin Elia denkt dabei an ihre eigenen Tourguides, die das Münster meist auch auf ihrer Route haben. «Sie könnten auch noch besser informieren, was die geltenden Regeln sind.»
Sicherheitspersonal ist kein Thema
Nicht infrage kommt für die Münsterpfarrerin, dass Sicherheitspersonal die Eingänge bewacht. «Was für ein Bild gibt das ab, wenn ein Securitas an einem Adventssonntag vor unserer Türe stehen muss?», fragt Schröder Field rhetorisch.
Wie sähe das aus, wenn die Securitas während der Adventszeit unsere Kirche bewachen müsste?
Wie die evangelische Kirche in Zukunft mit dem erhöhten Andrang von Besucherinnen und Besuchern auf dem Weihnachtsmarkt umgehen will, bleibt also offen. Bei den anderen Kirchen in Basel gibt es dieses Problem nicht, keine ist so nah am Weihnachtsmarkt wie das Münster. Einzig die Barfüsserkirche befindet sich ebenfalls direkt neben den Marktständen, doch darin befindet sich schon seit 130 Jahren das historische Museum.