Vor Corona wurde die Stadt Luzern von Gruppenreisenden überschwemmt. Massenweise Cars fuhren mitten in die Altstadt von Luzern, die Touristinnen und Touristen stiegen am Schwanenplatz und am Löwenplatz ein und aus.
Ein Durchkommen war oft kaum mehr möglich und die Zahl der Reisenden nach Luzern wuchs stetig. Die Carfahrten und Touristenströme störten die Bevölkerung zunehmend, und das Carregime wurde zum jahrelangen politischen Zankapfel.
Vorschläge, wie man mit den Touristenströmen umgehen soll, wurden geboren und wieder verworfen. Der Luzerner Stadtrat prüfte 59 Ideen und hat sich nun entschieden, eine davon genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die Stadtregierung will die sogenannte «Stadtpassage» auf ihre Machbarkeit prüfen. Eines ist jetzt schon klar: Es ist ein teures und aufwändiges Unterfangen.
Cars und Touristen kommen unter den Boden
Die «Stadtpassage» ist eine Idee, die von einer privaten Interessensgemeinschaft 2021 lanciert wurde. Sie sieht vor, dass die Cars beim Kantonsspital Luzern im neu geplanten Parkhaus untergebracht werden. Damit die Cars den Verkehr und die Quartiere nicht belasten, soll die Zufahrt zum Parkhaus über einen neuen, unterirdischen, etwa 200 Meter langen Strassentunnel geschehen.
Die Reisegruppen würden dann durch einen weiteren 800 Meter langen Tunnel auf Rollbändern zu Fuss in die Altstadt gelangen. Geschätzte Kosten des ganzen Vorhabens: 90 bis 150 Millionen Franken
Wie realistisch ist ein solches Projekt? Adrian Borgula, Mobilitätsdirektor der Stadt Luzern, sagt, dass dies jetzt abgeklärt wird: «Wir wollen die Fakten, ob es technisch und finanziell möglich ist, auf dem Tisch haben.» Auch, ob das Ganze zweckmässig sei, soll abgeklärt werden.
Vorteil auch für Kantonsspital
Synergien mit dem Kantonsspital Luzern sollen genutzt werden. Das Kantonsspital baue sowieso ein neues Parkhaus, da könnte man ein zusätzliches Parking für Cars integrieren.
Und einen weiteren Vorteil sieht Adrian Borgula in dem Projekt: «Wir wissen nicht, wie sich der Tourismus weiterentwickelt. Falls er sich wegen Corona anders entwickelt als wir erwarten, kann der Fussgängertunnel trotzdem genutzt werden: für die Mitarbeitenden des Kantonsspitals und die Besucherinnen und Besucher.» Denkbar wäre auch ein Fernwärmetransport via Tunnel in die Innenstadt und eine Erschliessung des Quartiers mit dem Velo.
Zu Fuss durch einen 800 Meter langen Tunnel in die Luzerner Altstadt laufen, das tönt nicht gerade attraktiv. Das weiss auch der Mobilitätsdirektor Adrian Borgula: «Den Tunnel muss man so gestalten, dass man sich wohl und sicher fühlt.» Man müsse sich das ein bisschen vorstellen wie an einem Flughafen.
Luzern Tourismus unterstützt das Projekt
Marcel Perren, Direktor von Luzern Tourismus, könnte sehr gut mit der Lösung «Stadtpassage» leben, wenn sie denn realisiert würde. «Ich kenne keine bessere Variante», sagt Marcel Perren. «Für uns ist es wichtig, dass die Touristengruppen direkt in die Altstadt gelangen und das wäre mit diesem Projekt gegeben.»
Ob die «Stadtpassage» vertieft auf ihre Machbarkeit geprüft wird, das entscheidet das Luzerner Stadtparlament am 22. September. Realisiert würde das Projekt nicht vor 2030.