- 25,7 Prozent der Schülerinnen sind 2016 ins Gymnasium eingetreten. Das zeigen die neusten Zahlen des BFS.
- In Basel-Stadt ist der Ansturm aufs Gymnasium besonders ausgeprägt. Die Wirtschaft klagt über Lehrlingsmangel.
- In der Basler Familie Bossard sorgt die Laufbahnfrage für Zündstoff: Der Vater ist Berufsbildner, die Tochter strebt nach der Maturität.
Es zieht immer mehr auf die akademische Laufbahn: 25,7 Prozent der unter 20-jährigen Schüler haben sich 2016 fürs Gymnasium entschieden. Das zeigen neuste Zahlen des Bundesamtes für Statistik, die der «Rundschau» vorliegen. Das Gymnasium hat damit weiter zugelegt – auf Kosten der Berufsbildung: Für eine Lehre haben sich 68,3 Prozent entschieden, 6 Prozent für eine Fachmittelschule.
Spitzenwerte in Basel
Laurine Bossard aus Basel ist eine von vielen Schülerinnen, die sich dieses Jahr fürs Gymnasium entschieden haben. Sie weiss, was ihr am Ende der Schulzeit winkt: «Die Matur ist wie ein VIP-Ticket, ich kann damit alles machen.» Die 17-jährige Baslerin ist nach den Sommerferien am Wirtschaftsgymnasium gestartet. In Basel-Stadt sehen es viele wie Laurine: 42 Prozent der Sekundarschüler sind dieses Jahr ins Gymnasium übergetreten – ein historischer Spitzenwert.
Der Ansturm aufs Gymnasium hat in Basel-Stadt Tradition. Universität und Pharmaindustrie haben viele Hochqualifizierte und Expats angezogen. Jeder dritte Erwachsene im Kanton hat einen Uniabschluss – und schickt auch den Nachwuchs gern auf den akademischen Weg. «Die Eltern kommen oft hier her und sagen: Mein Kind muss eine Matur haben», sagt Patrick Langloh, Rektor am Wirtschaftsgymnasium.
Die Kehrseite des Trends: Lehrlingsmangel
Laurines Vater spürt die Kehrseite dieser Mentalität. Patrick Bossard leitet die Lehrlingsausbildung beim Elektrotechnik-Unternehmen Etavis. Nur jeder sechste Schulabgänger hat nach den Sommerferien eine Berufslehre angetreten – ein Problem für die Wirtschaft. «Uns fehlen qualitativ gute Schulabgänger für unsere anspruchsvollen Ausbildungsgänge», sagt Bossard.
Der Kampf um gute Lehrlinge sei härter geworden, sagt auch Erich Schwaninger vom Verband Schweizerischer Elektro-Installationsfirmen. Dabei habe man mit einer Berufslehre tolle Aufstiegschancen. «Man kann eine Berufsmatur machen, an der Fachhochschule studieren und mit einer Passerelle sogar an die ETH. Es ist alles ist offen.»
Gymi-Abbruch: In Genf Alltag – in Appenzell Ausserrhoden unbekannt
Wer es ans Gymi schafft, hat noch keine Matur in der Tasche. Welcher Anteil der Schüler das Gymnasium tatsächlich erfolgreich abschliesst, variiert stark von Kanton zu Kanton. Neuste Zahlen des Bundesamtes für Statistik BFS zeigen: Im Kanton Appenzell Ausserrhoden scheitert kaum ein Schüler. 99,1 Prozent erlangen die Matur. Ganz anders in Genf: dort beträgt die Erfolgsquote lediglich 69,4 Prozent – auf dem Weg zur Matur scheitert also fast jeder Dritte.
Während in Genf, Basel-Stadt und Tessin über 30 Prozent eines Jahrgangs eine gymnasiale Matur machen, sind es in Thurgau, Glarus und St. Gallen nur rund 13 Prozent.
Generell ist die Maturitätsquote in städtischen Kantonen, in der Romandie und im Tessin höher.