Wenn die ukrainische First Lady Olena Selenska ihre Zähne putzt, dann macht sie das in diesen Tagen mit Davoser Leitungswasser. Auch alle übrigen Geschäftsleute, die am WEF ein Glas Wasser nach einer Nacht mit viel Champagner brauchen, dürften froh sein über das klare Wasser aus den Bergen rund um Davos. Im Ausnahmezustand sind daher während des Weltwirtschaftsforums WEF auch die Verantwortlichen der Davoser Wasserversorgung, allen voran der Brunnenmeister Marcel Klucker.
Sabotage an Wasserleitungen verhindern
Beim alten Sammelbrunnen im Davoser Seitental Sertig wird das Wasser von mehreren Quellen gesammelt und in die Haushalte verteilt. Allerdings nach Frauenkirch, einem Ortsteil der Landschaft Davos bis hinunter nach Davos Glaris im Landwassertal, erklärt vor Ort Brunnenmeister Klucker, und nicht etwa ins Dorfzentrum.
Wir sind parat für das Aussergewöhnliche und können sofort reagieren.
Dieses Wasser aus dem Sertig fliesse nicht in die Hotels, in denen die WEF-Gäste ein und aus gehen und auch übernachten.
Aus Sicherheitsgründen ist es während des WEF nicht möglich, die Anlagen der Wasserversorgung für das Zentrum von Davos zu besuchen, erklärt Marcel Klucker. Wie das Stromnetz werde die Wasserversorgung streng überwacht. Um eine Sabotage zu verhindern, helfen Polizei und Militär mit.
Worst Case: Rohrbruch vor WEF-Zentrum
Die Sicherheit sei ein zentraler Aspekt, sagt Klucker weiter. Trotzdem machten ihm aktuell die alltäglichen Schadensfälle mehr Sorgen. Also wenn, wie in früheren Jahren immer wieder vorgekommen, Autos oder Lastwagen Hydranten umfahren – oder wenn ein Rohrbruch passieren würde. Ein solcher direkt vor dem Kongresszentrum wäre das Worst-Case-Szenario. Auch für diesen Fall sei sein Team gerüstet: «Wir bleiben flexibel und sind parat, wenn etwas Aussergewöhnliches passiert.»
In früheren Jahren ging es teils drunter und drüber. Klucker erinnert sich, wie die Polizei in Zeiten der grossen Anti-WEF-Demos mit Wasserwerfern auffuhr. Weil die Wasserleitungen und Hydranten eingefroren waren, konnten die Wasserwerfer nicht aufgefüllt werden. «Das ist einmal passiert, und ich habe aus den Fehlern gelernt», sagt der Brunnenmeister und schmunzelt dabei.
Mehr waschen und weniger trinken
Die Wasserversorgung von Davos funktioniert also auch während der Ausnahmetage des WEF. Der Wasserverbrauch ist deutlich grösser als in einer durchschnittlichen Woche, aber deutlich kleiner als zur touristischen Hochsaison rund um Silvester. Dies wohl darum, weil viele Leute, die Wasser nutzen, nicht in Davos selber, sondern ausserhalb übernachteten.
Und wie wird das Davoser Wasser zum Trinken genutzt? Da lacht der Brunnenmeister und erzählt von der amerikanischen Delegation, die in der Vergangenheit doch tatsächlich in Flaschen abgefüllt, die eigenen Getränke mitgebracht hat. Marcel Klucker schlussfolgert: «Die Amerikaner brauchen das Wasser eher für die Körperhygiene und weniger zum Trinken.» Und ja, so Klucker weiter, am WEF werde ja nicht in erster Linie Wasser getrunken.