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Der Bodensee versorgt die Anrainerstaaten mit Trinkwasser
Aus Rendez-vous vom 17.06.2024. Bild: Keystone/Felix Kästle
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Trinkwasserversorgung Bayern will den Bodensee anzapfen – reicht das Wasser für alle?

Viele St. Galler und Thurgauer Gemeinden beziehen Trinkwasser aus dem Bodensee. Jetzt will auch Bayern mitmischen.

Es ist kalt im untersten Stock des Seewasserwerks Frasnacht in Arbon TG am Bodensee. Dicke silberne Rohre winden sich dem Boden entlang, führen durch rot lackierte Maschinen, verzweigen sich und steigen die Wände hoch. «Frasnacht ist das grösste Bodensee-Trinkwasserwerk auf Schweizer Seite und versorgt hauptsächlich die Stadt St. Gallen», erklärt Anlagewart Rolf Bügler.

Grosse Halle mit Maschinen
Legende: Rolf Bügler, Anlagewart des Seewasserwerks Frasnacht und Jürg Hohl Leiter Betrieb der St. Galler Stadtwerke. ZVG/Urs Bucher

Aus rund 60 Metern Tiefe wird das Wasser aus dem Bodensee gepumpt und im Seewasserwerk zu Trinkwasser aufbereitet. Auch andere Gemeinden im Kanton St. Gallen beziehen ihr Trinkwasser vom Bodensee und rund 40 Prozent des Thurgauer Wasserbedarfs wird ebenfalls mit Wasser aus dem See gedeckt.

Am meisten Trinkwasser bezieht aber das deutsche Bundesland Baden-Württemberg. Vier Millionen Menschen werden über ein System von 1700 Kilometern Leitungen mit Wasser versorgt. 130 Millionen Kubikmeter Wasser wird so pro Jahr verbraucht.

Bayern sucht neue Trinkwasserquellen

Jetzt will auch Bayern den Bodensee anzapfen. Das grösste deutsche Bundesland hat immer mehr mit der Trockenheit zu kämpfen, vor allem im Norden. «Trinken die Bayern bald unseren Bodensee leer?» titelte die deutsche Zeitung «Der Schwarzwälder Bote».

Das könnten wir nie alles wegtrinken – auch mit Hilfe der Bayern nicht.
Autor: Jörg Hohl Leiter Betrieb St. Galler Stadtwerke

Weniger besorgt klingt es bei Jörg Hohl, der die Betriebsabteilung der St. Galler Stadtwerke leitet. «Der Alpenrhein speist rund 300 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Bodensee», erklärt Hohl und fügt mit einem Schmunzeln hinzu. «Das können wir niemals alles wegtrinken, selbst wenn die Bayern mithelfen.»

Auch beim grössten Trinkwasserverbraucher, dem Bundesland Baden-Württemberg, ist die Stimmung entspannt. «Wir entnehmen 130 Millionen Kubikmeter pro Jahr, das entspricht gerade mal einem Prozent des Rheinzuflusses in den Bodensee», betont Christoph Jeromin, Geschäftsführer der Bodensee Wasserversorgung in Baden-Württemberg.

Die Bayern würden jährlich nur rund 50 Millionen Kubikmeter Trinkwasser entnehmen. «Dafür reicht es allemal», so Jeromin. «Auch wenn der Wasserbedarf in den nächsten Jahren noch steigen dürfte.»

Das zeigen auch die Zahlen der internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB). Demnach werden dem See von den verschiedenen Ländern im Schnitt 4.1 Kubikmeter Wasser pro Sekunde entnommen. Das klingt zwar im ersten Moment nach viel. Aber alleine durch Niederschlag gewinnt der See im Schnitt 14.3 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.

Laut der IGKB entnehmen die Länder derzeit nur halb so viel Wasser, wie eigentlich genehmigt wäre. Auch die Kommission ist darum der Ansicht, dass selbst bei steigendem Bedarf mehr als genug Wasser aus dem Bodensee zur Verfügung steht.

Vereinbarung regelt Wasserentnahme

Wie viel Wasser aus dem Bodensee entnommen wird, das entscheiden die Anrainerstaaten gemeinsam; also Deutschland, Österreich und die Schweiz. In der aktuellen Vereinbarung steht, dass bis zu 7.8 Kubikmeter Wasser pro Sekunde entnommen werden dürfen.

Die Vereinbarung gilt noch bis 2038. Dann wird zwischen den Anrainerstaaten eine neue Vereinbarung ausgehandelt. Die Vorbereitungen dazu dürften in rund zwei Jahren starten.

Rendez-Vous, 17.6.2024, 16:00 Uhr ; 

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