Die Dürre machen der Landwirtschaft zu schaffen. Wegen der langen Hitzeperiode sind die Weiden zum Teil ausgetrocknet. Entsprechend fehlt den Rindern, Ziegen oder Schafen genügend Futter. Zudem ist es draussen auf den Feldern zu heiss für die Tiere. «Seit ungefähr einem Monat können wir mit ihnen nicht mehr den ganzen Tag auf die Weiden», sagt Pascal Toffel, Direktor des landwirtschaftlichen Instituts des Kantons Freiburg in Grangeneuve.
Damit seien die Tiere aber vermehrt drinnen und würden Futterreserven wie Heu fressen, die für den Winter vorgesehen sind. «Die Situation wird immer schlimmer.»
Wie das Bundesamt für Landwirtschaft auf Anfrage von SRF mitteilt, haben deshalb insgesamt rund zehn Kantone entsprechende Sofortmassnahmen ergriffen, um die Tiere und deren Landwirtschaftsbetriebe zu entlasten. Kommuniziert worden sei dies bisher von Kantonen im Mittelland und im Jurabogen – etwa von den Kantonen Freiburg, Neuenburg oder Jura.
So dürfen die Tiere in den betroffenen Kantonen ab sofort auch auf Weiden grasen, die normalerweise um diese Zeit noch nicht genutzt werden dürfen. Das sei eine «Notmassnahme», schreibt beispielsweise die Landwirtschafts-Direktion des Kantons Freiburg.
Zielkonflikt: Biodiversität
Heisst konkret: wegen der Dürre dürfen Nutztiere ab sofort auch auf extensiv und wenig intensiv genutzten Wiesen weiden – ebenso auf Uferwiesen und Krautsäumen, die an Hecken grenzen. Diese Flächen dürfen in normalen Jahren erst ab dem 1. September für Nutztiere gebraucht werden, schreibt die Verordnung für Direktzahlungen vor. Bis dahin sind diese Wiesen für die Förderung der Biodiversität bestimmt, also um die Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere zu erhalten.
«Wenn wir früher mit Tieren auf diese Wiesen gehen, ist das Risiko da, dass wir gewisse Arten gefährden», sagt Toffel. Das müsse man aber relativieren: «In diesem Jahr ist alles früher dran, inklusive Artenvielfalt.»
Die meisten der ökologisch wertvollen Pflanzenarten auf diesen Flächen hätten ihren Reproduktionszyklus deshalb bereits abgeschlossen. So schade es der biologischen Vielfalt nicht, wenn die Tiere dort früher weiden, heisst es aus dem Kanton Neuenburg. Pascal Toffel aus Freiburg ergänzt: «Deshalb ist es halb so schlimm.»
Massnahmen retten nicht ganze Saison
Die Alternative sei, Futter zu importieren. «Aber alle Regionen der Schweiz und Europa haben dasselbe Problem», so Toffel. Deshalb sei dies keine Rettung. «Auch mit diesen Massnahmen retten wir nicht die ganze Saison.»
Es braucht dringend Regen, sonst gibt es ernsthafte Probleme im Herbst.
Ob diese Massnahmen helfen, damit die Landwirtinnen und Landwirte nicht ihre Futterreserven für den Winter aufbrauchen müssen, kann Toffel nicht sagen: «Es braucht im August und September Regen, damit die Landwirte Futterreserven für den Winter machen können, sonst gibt es ernsthafte Probleme im Herbst.»
Sollten Betriebe wirklich zu wenig Futter haben, müssten verschiedene Betriebe schlimmstenfalls die Anzahl Tiere reduzieren. «Das heisst, sie müssen weniger Milch oder Fleisch produzieren.» Soweit sei man noch nicht, aber das Risiko für nächsten Herbst und Winter sei da.
Der Bund hat letztmals im Jahr 2018 solche Massnahmen aufgrund der Trockenheit ermöglicht. Die aktuellen Massnahmen würden jedoch nur so lange gelten, wie die ausserordentliche Situation anhalte.