Biobauer Paulin Pfister steht auf einer völlig ausgetrockneten Sömmerungsweide in Waltensburg, Kanton Graubünden. Das Gebiet ist zwar immer recht trocken. «Aber dieses Jahr ist schon extrem. Wenn es regnen würde, wäre es schon grüner», sagt Paulin Pfister. Und: «In den letzten Jahren hat die Trockenheit ziemlich zugenommen».
Wegen Klimawandel unter Druck
Insgesamt wurden mit dem Klimawandel in der Schweiz die Sommer in den letzten dreissig Jahren tatsächlich in der Tendenz immer trockener. Sehr trockene Sommer häufen sich. Das zeigen Daten von Meteo Schweiz.
Aber nicht nur das: Weil weniger Schnee liegt und die Gletscher schmelzen, fehlt der Wasserspeicher im Frühjahr und Frühsommer. Die Quellen versiegen.
Wasser fürs Vieh fehlt
Damit fehlt das Tränkwasser für das Vieh. Denn eine Kuh trinkt an einem heissen Tag gut und gerne 100 Liter Wasser. Ganz zu schweigen vom Wasser, das für die Milchverarbeitung und die Älplerinnen und Älpler selbst gebraucht wird.
«Wir haben ja noch andere Probleme, aber das grosse Problem sehe ich schon beim Wasser», sagt Paulin Pfisters Kollege, Bauer Sven Seeli.
Wasser per Helikopter
Wegen des Wassermangels musste in den letzten Jahren immer wieder Wasser mit dem Helikopter auf besonders trockene Alpen geflogen werden. Nur schon die Schweizer Luftwaffe flog in den letzten drei Hitzesommern in über 700 Flugstunden schweizweit über 4300 Tonnen Wasser auf Alpbetriebe. Von den privaten Helikopterfirmen, die den viel grösseren Teil geflogen haben dürften, gib es keine Zahlen.
«Mehr Beachtung schenken»
Sogar in traditionell niederschlagsreichen Gebieten – wie rund um Kandersteg – war der Hitzesommer 2022 eine Herausforderung, der zur Sorge Anlass gibt. Das bestätigt Hans Rösti – Bruder von Bundesrat Albert Rösti: «Den ganzen Winter habe ich ein bisschen Kummer gehabt, weil es keinen Schnee gegeben hat».
Zum Glück sei dieses Frühjahr dann doch noch viel Niederschlag gekommen. «Aber wie das in den nächsten Jahren ist, das wissen wir nicht. Dem muss man sicher vermehrt Beachtung schenken.»
Aufwändige Wasserversorgungsprojekte
Aufwändige Wasserversorgungsprojekte sollen sicherstellen, dass auch trockene Alpweiden weiter bewirtschaftet werden können. Schweizweit steigt die Zahl solcher Projekte. Das zeigen Zahlen, die das Bundesamt für Landwirtschaft für die Rundschau berechnet hat.
Waren es vor zehn Jahren noch zehn, wurden letztes Jahr bereits 40 bewilligt. Die Kosten, die von Bund, Kantonen, anderen Stellen und zu einem kleinen Teil auch von den Alpbesitzerinnen und -betreibern getragen werden, steigen stetig. 22 Millionen Franken waren es letztes Jahr.
Mehr Sicherheit
Auch auf der Alp von Hans Rösti wurde unter anderem in eine neue Quellfassung investiert. «Das hat uns letztes Jahr vermutlich schon etwas gerettet. Wir wissen zwar nicht, wie es ohne gewesen wäre, aber auf alle Fälle hat es Sicherheit gebracht.»
Noch zeigt sich das Problem des Wassermangels nicht überall. Doch die traditionelle Alpwirtschaft – Teil der Schweizer Identität – gerät unter Druck. Und damit ein ganzes Drittel der Schweizer Landwirtschaftsfläche.
So trocken sind die Böden derzeit