Unmittelbar nach der Gotthard-Eröffnung gab es einen kleinen Touristenboom, sagt Kaspar Weber, stellvertretender Direktor von Tessin Tourismus: «Wir spürten viel Interesse. Wir waren selber auch sehr aktiv mit dem Marketing. Jetzt müssen wir sehen, was mittelfristig passiert.»
Zurzeit nimmt die Zahl der Hotelgäste wieder ab – dieses Jahr gibt es über sechs Prozent weniger Logiernächte als im Eröffnungsjahr. Dafür wachse die Parahotellerie wie Airbnb exponentiell, so Weber: «Bald gibt es so viele Airbnb-Betten wie Hotelbetten. Es geht aber nicht darum, den einen Player gegen den anderen auszuspielen, sondern gemeinsam zu wachsen.»
Die Belegungsraten sind tief, und insgesamt sind die Übernachtungs- und Ankunftszahlen wieder auf dem Niveau von vorher.
Airbnb-Gäste verpflegten sich allerdings anders. Der Gewinn der lokalen Gastro-Wirtschaft sei geringer als bei regulären Hotelgästen, sagt Rico Maggi, Volkswirtschaftsprofessor der Universität Lugano. Generell sei die Bilanz seit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels ernüchternd: «Die Belegungsraten sind tief, und insgesamt sind die Übernachtungs- und Ankunftszahlen wieder auf dem Niveau von vorher.»
Tessiner Städte im Aufwind
Eine positive Entwicklung aber sieht Maggi bei den Tessiner Städten rund um die Bahnhöfe: «In Bellinzona, in Locarno, in Lugano überlegt man, ob man jetzt nicht rund um den Bahnhof investieren könnte.» Hier habe man verstanden, dass der Gotthard-Basistunnel eine Chance bietet.
Noch grösser werden die Chancen, wenn in zwei Jahren der Ceneri-Basistunnel aufgeht. Dieser verkürzt die Fahrzeiten im Tessin massiv. «Wir sprechen von der Stadt Tessin. Das Tessin wird eine einzige Destination. Mit diesen kurzen Distanzen kann man in Locarno übernachten und zuvor ein Konzert in Lugano geniessen», so Weber von Tessin Tourismus.
Der Ceneri-Basistunnel weckt neue Hoffnungen. Der Gotthard-Basistunnel aber hat bisher keine Trendwende im Tourismus gebracht.