Mit Stolz feiert die Migros dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen und präsentiert auf den ersten Blick positive Geschäftszahlen fürs vergangene Jahr. Gleichzeitig entledigt sich die Jubilarin radikal der Altlasten: Hotelplan – einst von Migros-Patron Duttweiler gegründet – wird verkauft, ebenso die Sport- und Elektronikgeschäfte. Der Garten- und Baubereich wird ganz geschlossen. Es sind alles Fachgeschäfte, die nicht oder nur noch knapp rentabel waren. Künftig will sich die Migros auf Geschäftszweige fokussieren, die rentieren, so das selbsterklärte Ziel. Das ist zuerst einmal einleuchtend und nachvollziehbar.
Allerdings löst diese Strategie das Grundproblem der Migros nicht. Der Detailhandel – der Kern der Migros – kommt nach wie vor kaum vom Fleck. Aktuell kann die Hundertjährige sich glücklich schätzen, wenn sie damit auf eine schwarze Null kommt. Langfristig ist das allerdings zu wenig, um auch wirtschaftlich garstigere Zeiten zu überstehen.
Die Migros im Preiskampf
Die Migros-Führung versucht mit Zentralisierungen und Effizienzmassnahmen, den Detailhandel nachhaltig aufzustellen, obschon damit längst nicht alle Regionalgenossenschaften glücklich sind.
Gleichzeitig will die Migros mit einer «Tiefpreisstrategie» auch über den Preis bei der Kundschaft Boden gut machen. Wenn diese Strategie allerdings ernst gemeint und nicht nur Marketing ist, bei dem im Gegenzug andere Produkte teurer werden, geht sie zuerst einmal zulasten des Profits. Schliesslich hat die Migros bekräftigt, dass sie den Preiskampf nicht auf die Schweizer Produzenten überwälzen will.
Die ausländische Konkurrenz drängt in die Schweiz
Der Druck auf die Migros wird auch deshalb nicht nachlassen, weil ausländische Firmen in die Schweiz kommen oder ihre bisherige Geschäftstätigkeit ausbauen. Gerade im Bereich der Gesundheits- und Hygieneartikel wird die Konkurrenz härter: Die Drogeriekette Müller vergrössert ihr Filialnetz, neu kommt der deutsche Konkurrent Rossmann hinzu, und der niederländische Discounter Action hat es ebenfalls auf den lukrativen Schweizer Markt abgesehen.
Das sind alles internationale Schwergewichte, die mit ihrer Preispolitik den gesamten Schweizer Detailhandel unter Druck setzen. Aus Sicht der Kundschaft ist das erfreulich, aber für die schlingernde Migros sind das keine freudigen Nachrichten.
Die Migros-Bank als Stütze
Nebst dem Detailhandel möchte sich die Migros mit dem Bereich Gesundheit eine neue Einnahmequelle erschliessen. In den vergangenen Jahren hat die Detailhändlerin vor allem expandiert und zahlreiche Firmen aus diesem Bereich aufgekauft. Allerdings hat die Migros damit bislang nur rote Zahlen geschrieben und muss erst noch den Nachweis erbringen, dass sie die geschürten Hoffnungen erfüllen kann.
Somit bleibt die Migros-Bank der verlässlichste Pfeiler: Jahr für Jahr liefert die Bank einen ordentlichen Gewinn ab, der die Migros faktisch über Wasser hält. Ohne Migros-Bank sähe die Lage viel düsterer aus – und zu Feiern gäbe es gar nichts.