Über die Credit Suisse sprechen? Die Entlassungen? Die persönliche Situation? Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der CS winken ab. Sie sind an diesem regnerischen Donnerstag unterwegs ins Büro. Mehrere tausend Angestellte der Credit Suisse arbeiten hier im Uetlihof in Zürich.
Nur wenige von ihnen sind bereit für ein Gespräch, wie dieser ältere Angestellte: «Natürlich kommen die Entlassungen überhaupt nicht gut an», sagt er. Schliesslich gehe es nicht nur um einige hundert Personen – sondern um Tausende. «Die Entlassungen werden für viele Familien hart.»
Überrascht wirkt das Bankpersonal zwar nicht. Doch die Stimmung am Uetlihof ist bedrückt. «Der Niedergang der Credit Suisse macht mich mit Sicherheit traurig», sagt ein weiterer CS-Angestellter. «Man hat hier schliesslich einen Grossteil seines Arbeitslebens verbracht.»
UBS-Chef: «Es gibt keinen anderen Weg»
Die UBS integriert die Credit Suisse vollständig, wie sie am Donnerstag bekannt gegeben hat. Mit den Entlassungen will die Grossbank Kosten sparen. 3000 Stellen werden deshalb abgebaut, drei Viertel davon in der Region Zürich.
«Jeder Job, den wir verlieren, ist schmerzhaft», sagte UBS-Chef Sergio Ermotti dazu. «Aber es gibt keinen anderen Weg, um die Bank wieder stabil, profitabel und nachhaltig aufzustellen.»
Schwierige Jobsuche im Marketing
Abgebaut werden die Stellen ab 2024 über mehrere Jahre. Diese Stossrichtung schafft laut Banken-Personalvermittler Jonas Neff zwar Klarheit. «Was es für einzelne Mitarbeitende bedeutet, bleibt aber offen.» Die Unsicherheit bei den Angestellten sei deshalb gross. Komme dazu: Die Jobsuche dürfte nicht einfach werden.
«Der Arbeitsmarkt ist zwar grundsätzlich in einer guten Verfassung», sagt der Personalvermittler. «Aber die Schweizer Finanzbranche hat ein schwieriges Jahr 2022 hinter sich.» Banken suchten nicht händeringend neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Gerade im Marketing oder in der Buchhaltung gebe es schon genügend Personal. «Schwieriger wird es zudem für jene Angestellte, die sich in den letzten Jahren nicht weitergebildet haben.» Und für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die älter sind als 50 Jahre.
Zwölf Monatslöhne bei Kündigung
Dieser Problematik ist sich auch der Schweizerische Bankpersonalverband bewusst. «Es ist wichtig, dass alle bei der Jobsuche begleitet werden», sagt Geschäftsführerin Natalia Ferrara. «Besonders für jene, die ein Leben lang bei derselben Bank gearbeitet haben, ist es eine Herausforderung.» Hier brauche es eine massgeschneiderte Unterstützung für die Jobsuche.
Grundsätzlich ist der Schweizerische Bankpersonalverband aber zufrieden mit dem Sozialplan. Dieser garantiert zwölf Monatslöhne bei einer Kündigung. Und es sei wichtig, dass die Restrukturierung mehrere Jahre dauere. «Dies verschafft uns Zeit und Luft.»
Optimistisch zeigt sich auch Carmen Walker Späh. Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin zieht einen Vergleich zur Finanzkrise 2008. «Diese hat nicht zum prognostizierten Stellenverlust geführt.» Die Branche konnte die Stellensuchenden auffangen. «Daher dürfen wir gestützt auf diese Erfahrungen der Vergangenheit auch jetzt zuversichtlich sein.»
Ob Zuversicht oder Unsicherheit: Auf die Bankangestellten in Zürich und in der Schweiz warten noch viele intensive Monate. Denn die Integration der CS in die UBS ist ein langer Prozess.