An der vollständigen Integration der CS in die UBS hatte zuletzt niemand mehr gezweifelt. Auch die Politik nicht, die im März noch dringend und lautstark davon abriet – mit Verweis auf die Wettbewerbssituation in der Schweiz und vor allem auf den damit verbundenen Stellen-Grossabbau.
Sergio Ermotti, der Chef der neuen Schweizer Sehr-Gross-Bank, hatte die Öffentlichkeit monatelang auf diesen «schmerzhaften» Schritt vorbereitet. Am Swiss Economic Forum im Juni etwa sagte er, der CS-Entscheid werde «ganz ohne Emotionen und Nostalgie» gefällt. Und mit dem vorzeitigen Verzicht der Bank auf alle direkten Staatsgarantien vor drei Wochen war das aus UBS-Sicht letzte Hindernis aus dem Weg geräumt.
Mit der vollständigen Integration der CS entstehen im UBS-Konzern Doppelspurigkeiten. Unnötige Kosten von bis zu zehn Milliarden Dollar hat die UBS laut Medienmitteilung vom Donnerstagmorgen identifiziert. Diese will sie bis 2026 beseitigen. Dabei spielt der Abbau von tausenden Stellen eine zentrale Rolle. Sergio Ermotti nannte die Zahl 3000 für die Schweiz, was viel ist, aber weniger als befürchtet.
Zum Erfolg verdammt
Aus betriebswirtschaftlicher, aber auch volkswirtschaftlicher Sicht besteht kein Zweifel: Die UBS muss sich stabilisieren. Eine Gesundschrumpfung ist unausweichlich, denn die einzig verbleibende international ausgerichtete Grossbank der Schweiz ist zum Erfolg verdammt.
Alles andere würde früher oder später im Desaster enden – oder in einer noch nie gesehenen staatlichen Rettungsaktion mit finanziellem Risiko für die Allgemeinheit. Das will niemand. Die Diskussion, ob unter diesen Umständen eine Verstaatlichung und/oder eine Sanierung der Credit Suisse nicht weniger «schmerzhaft» gewesen wäre, ist müssig.
Wirtschaftlich betrachtet macht die UBS das einzig Richtige. Doch wie bei allen Massenentlassungen wird es auch hier viele «Falsche» treffen. Frauen und Männer, die sich mit Leidenschaft für die Credit Suisse oder die UBS engagiert haben. Leute, die so gar nicht in das Bild des gierigen Bankers passen. Angestellte, die schlicht das Pech haben, in der falschen Abteilung zu arbeiten – da, wo die Bank nun personelle Doppelspurigkeit vermutet.
Grosszügiger Sozialplan als Trost
Der Abbau beginnt nicht sofort – und damit bleibt für viele mutmasslich betroffene Angestellte eine unangenehme Unsicherheit. Aber zumindest auch der Trost, durch einen grosszügigen Sozialplan finanziell vorerst abgesichert zu sein – und die Hoffnung, wegen des Fachkräftemangels bald wieder eine ansprechende Stelle zu finden.
Weniger sorgen muss man sich um die Wenigen, die die Krise verursacht haben: verantwortungslose Abzocker, die zwecks Bonus-Maximierung mit Geld der Credit Suisse oder deren Kundinnen und Kunden jahrein, jahraus riskante Geschäfte eingegangen sind. Und auch deren Vorgesetzte, die davon wussten oder hätten wissen müssen.
Viele von ihnen haben finanziell ausgesorgt und müssen sich wohl nicht vor der Justiz verantworten. Auch wenn Sergio Ermotti «kein Problem damit» hätte, wie er jüngst sagte.