Wie die aktuellen Zahlen des Bundes zeigen, sind die Stauseen in der Schweiz zurzeit zu gut 30 Prozent gefüllt. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als im langjährigen Mittel. Die Stauseen im Kanton Graubünden führen besonders viel Wasser. Sie sind derzeit zu über 40 Prozent gefüllt. Zu dieser Jahreszeit sind die Stauseen im Bergkanton oftmals fast leer, weil die Menschen im Winter mehr Strom verbrauchen und das Wasser für die Stromproduktion genutzt wird.
Den momentanen Pegelstand des Zervreilasees bei Vals, der ebenfalls bei etwa 40 Prozent liegt, erklärt Betriebsleiter Milo Beeli so: «Durch den warmen Winter fiel der Strombedarf sicher kleiner aus, als man gerechnet hat.» Und weniger Strombedarf bedeutet weniger Wasserbedarf aus den Stauseen.
Mehr Wasser hatte es auch als Vorsichtsmassnahme gegen eine allfällige Strommangellage. Der Bund traf mit gewissen Betreibern Abmachungen, dass Reserven angelegt werden. Diese Reserven machen aber laut Milo Beeli von den Kraftwerken Zervreila nur einen kleinen Teil aus.
Gar zur Hälfte gefüllt ist aktuell der Lago di Lei, der drittgrösste Stausee der Schweiz, der zwischen dem Bündner Tal Avers und Italien liegt. Guido Conrad, Direktor der Kraftwerke Hinterrhein, sagt: «Dass wir vorsichtig bewirtschaftet und Reserven gehalten haben, spielt sicher eine Rolle, dass jetzt mehr drin ist.»
Für Conrad gibt es noch einen anderen Grund, warum die Pegel in den Stauseen momentan so hoch sind: «Weil man sich des Schneemangels bewusst war, hat man natürlich auch vorsichtig bewirtschaftet. Wir hatten jetzt eine sehr geringe Schneeschmelze.» Schmelzwasser, das im Frühling die Stauseen eigentlich wieder zu einem grossen Teil füllen sollte, ist heuer kaum vorhanden.
Das gilt sowohl beim Lago di Lei im Avers als auch beim Stausee Livigno im Engadin. Dort ist Betriebsleiter Jachen Gaudenz froh, dass der Lago di Livigno schon zur Hälfte gefüllt ist: «Wir können die Schneeschmelze nicht beeinflussen. Wir hoffen natürlich, dass es noch ein bisschen regnet.»
Jetzt beginnt die Zeit, in der die Bündner Stauseen wieder gefüllt werden. Ziel ist es laut allen angefragten Betreibern, dass die Seen bis im Herbst zu mindestens 90 Prozent gefüllt sind, sodass man für den nächsten Winter wieder gerüstet ist.