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Wasser im Stausee ist Notvorrat für den Winter
Aus Espresso vom 05.10.2022. Bild: IMAGO / Jöran Steinsiek
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Drohende Stromknappheit Dank gespartem Strom mehr Wasser in den Stauseen

Was passiert mit dem Strom, den wir sparen? Die Stauseen leeren sich langsamer, es gibt einen Notvorrat für den Winter.

«Im Marmorera-Stausee hat es noch viel Platz», sagt Thöme Jeiziner, Mediensprecher der Elektrizitätswerke der Stadt Zürich (EWZ). Wegen des trockenen Sommers sei der Pegelstand einiges tiefer als üblich: «Wenn unsere Kunden Strom sparen und wir dadurch weniger produzieren müssen, dann brauchen wir auch weniger Wasser aus dem Stausee.» Dieses Wasser dient dann als Notvorrat für den Winter.

Wasser im Stausee ist Notvorrat für den Winter

Darum sei es wichtig, dass die Stauseen jetzt im Herbst gut gefüllt werden könnten, sagt der unabhängige Stromexperte Ulrich Münch: «Sobald es kalt wird und schneit, hat es weniger Wasser in den Bächen, dann füllen sich die Stauseen nur langsam.» Im Moment sind die Schweizer Stauseen nur zu 82 Prozent gefüllt – das ist eher unterdurchschnittlich. Der Regen der vergangenen Wochen hat da nur wenig geholfen.

Wird gesparter Strom überteuert ins Ausland verhökert?

Nun gibt es aber auch Stromspar-Kritiker, die sagen, dass der Strom, den wir uns quasi vom Mund absparen, von den Stromversorgern für teures Geld ins Ausland verhökert werde und sie sich damit eine goldene Nase verdienten. Dem widerspricht jedoch Nadine Brauchli vom Verband der Schweizer Elektrizitätswerke VSE: «Strom, der nicht verbraucht wird, kann auch nicht verkauft werden. Die Stromversorger verdienen also gar nichts.»

Wenn wir unseren Strom nun nach Frankreich liefern, dann kann Deutschland Gas sparen.
Autor: Marianne Zünd Mediensprecherin beim Bundesamt für Energie (BFE)

Auch Marianne Zünd, Mediensprecherin beim Bundesamt für Energie (BFE), sagt: «Die Schweiz ist ins europäische Stromnetz eingebunden und hat schon immer im Sommerhalbjahr Strom ins Ausland exportiert. So können die unterschiedlichen Strombedürfnisse in Europa optimal abgedeckt werden.»

Frankreich ist auf Strom-Importe angewiesen

Derzeit sei Frankreich stark auf Importe angewiesen, weil mehrere Atomkraftwerke stillstünden, so Marianne Zünd: «Frankreich bezieht derzeit viel Strom aus Deutschland, der in Gaskraftwerken produziert wird.» Gas ist ja bekanntlich wegen des Krieges in der Ukraine knapp. «Wenn wir unseren Strom nun nach Frankreich liefern, dann kann Deutschland Gas sparen», sagt Zünd. Dies ist insofern wichtig, als dass sich Gas wie Wasser gut speichern lässt.

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Das BFE geht davon aus, dass es bis Ende Jahr in der Schweiz genug Strom haben wird: «Kritisch wird es ab Februar, März und April.» Dann sei es wichtig, dass noch genug Wasser in den Stauseen vorhanden sei, um einen möglichen Strommangel zu überbrücken.

Strom- und Gasmarkt wird visualisiert

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Das Bundesamt für Energie ist zurzeit daran, auf Ende Jahr ein öffentliches Monitoring zur aktuellen Lage am Strom- und Gasmarkt aufzubauen. Ähnlich wie bei der Corona-Pandemie soll diese Visualisierung von Daten in einem Dashboard zusammengefasst werden und einen drohenden Stromengpass frühzeitig anzeigen. Dazu werden verschiedene Kennzahlen wie Verbrauch und Produktion mit Wetterdaten kombiniert. So könnte man die Bevölkerung über eine drohende Mangellage informieren und auffordern, so viel Strom wie möglich zu sparen.

Kassensturz, 04.10.22, 21:05 Uhr / Espresso, 05.10.22, 08:13 Uhr

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