«Wir haben den Strommangel lange kommen sehen», sagt Benno Schwegler in der kleinen Gondel hoch über dem Gadmertal. «Und wir haben ein Projekt, mit dem man etwas dagegen tun könnte», so der Projektleiter. Die Kraftwerke Oberhasli (KWO) möchten an der Trift einen neuen Stausee bauen. «Dieser Standort ist schweizweit einmalig gut», sagt Schwegler über das Projekt.
Der Trift-Gletscher hat sich wegen der Klimaveränderung zurückgezogen, es ist ein neuer Talkessel entstanden. Das Werk würde CO₂-freien Strom für rund 30'000 Haushalte liefern. Und besonders wichtig: Das Werk würde für Winterstrom und zusätzlichen Speicher sorgen. Beides braucht die Schweiz dringend.
Ein Klimaprofessor, der für Gaskraftwerke ist
Dominik Siegrist hingegen hält die Warnungen vor einem akuten Strommangel für übertrieben. Der Professor und Co-Leiter des Klimaclusters der Fachhochschule OST kämpft im Komitee «Rettet die Trift» gegen das Wasserkraftwerk und möchte das unverbaute Seitental schützen.
Und was Siegrist gegen den Mangel an Winterstrom vorschlägt, hat Sprengkraft: «Für alle Fälle gäbe es die Möglichkeit, mit kleinen dezentralen Gaskraftwerken eine Sicherheit zu schaffen», so Siegrist zur «Rundschau».
Die Widersprüche des Klimaschützers
«Mehr CO₂ ausstossen, damit man die Wasserkraft nicht ausbauen muss – damit habe ich Mühe», kontert Daniel Fischlin, CEO der Kraftwerke Oberhasli AG. Für ihn besonders erstaunlich: Dominik Siegrist ist auch Umweltschützer.
Siegrist ist Co-Präsident des Vereins Klimaschutz Schweiz und kämpft mit der Gletscherinitiative für eine klimaneutrale Schweiz. Siegrist ist zudem Co-Leiter des Klimaclusters an der Fachhochschule Ost in Rapperswil. «Das bringe ich nicht unter einen Hut», sagt Daniel Fischlin zu den verschiedenen Engagements von Siegrist. Auch kleine Gaskraftwerke seien schädlich fürs Klima.
Solarenergie soll den nötigen Strom bringen
«Kleine dezentrale Gaskraftwerke sind kein Problem fürs Klima. Da geht es nur um wenige Prozent des CO₂-Ausstosses», verteidigt Siegrist seine Idee von Gaskraftwerken für den Notfall. Für ihn ist die Naturlandschaft an der Trift zu einmalig, um sie der Stromproduktion zu opfern.
Was wir für die Energiewende brauchen, ist eine Solaroffensive.
«Was wir für die Energiewende brauchen, ist eine Solaroffensive.» Der Klimaschützer räumt ein, es gebe beim Solarstrom «ein Speicherproblem». Siegrist ist aber überzeugt, dass es schon bald neue und bessere Speichertechnologien geben werde als Stauseen.
Wasserkraft ist noch immer der beste Speicher
Daran glaubt Kraftwerksdirektor Fischlin nicht. Er betont: Das neue Kraftwerk an der Trift wäre ein wichtiger Beitrag für die sichere und klimaverträgliche Stromversorgung der Schweiz. «Wir müssen unbedingt auf die Wasserkraft setzen und die vorhandenen Potenziale nutzen», so Fischlin.