- Die traditionsreiche Schweizer Sanitär-Marke KWC wird erneut ins Ausland verkauft. Rund 900 Angestellte erhalten einen neuen Arbeitgeber.
- Die heutige KWC-Besitzerin, die Franke Gruppe aus Aarburg, veräussert KWC an einen europäischen Finanzinvestor.
- Grund für den Verkauf sei, dass Franke mit der Marke KWC nicht zu den weltweit führenden drei Playern gehöre, wie der Konzern das anstrebt.
- Gewerkschaften und Arbeitnehmerverband sind skeptisch, KWC hofft auf Wachstum der Firma in Deutschland.
Seit 1874 produziert KWC im aargauischen Unterkulm Sanitärarmaturen wie Wasserhähne und Duschbrausen. 250 Angestellte arbeiten heute am Hauptsitz im Aargau. Nun wird die Marke in ungewöhnliche Hände verkauft. Die heutige KWC-Besitzerin, die Franke Gruppe, teilt am Mittwoch mit, man verkaufe die komplette Division «Water Systems», zu der auch KWC gehört, an verschiedene Fonds, welche vom britischen Finanzinvestor Equistone Partners beraten würden.
Nicht nur der Käufer, auch die Gründe für den Verkauf erscheinen speziell. Die Franke Gruppe lobt ihre Division Water Systems und auch KWC als solide und auf dem Markt gut positionierte Unternehmen. Allerdings strebe die Franke Gruppe an «in jedem Marktsegment, in dem das Unternehmen tätig ist, weltweit zu den Top-3-Playern zu gehören», erklärt Mediensprecherin Gabriele Hepp. KWC ist also eine gute Firma, aber nicht gut genug.
Skeptische Gewerkschaften und Arbeitnehmer
Überrascht vom Verkauf zeigen sich auf Anfrage die Gewerkschaften. Sowohl Angestellte Schweiz als auch die Unia reagieren im ersten Moment skeptisch auf den Verkauf. «Die Gründe für diesen Verkauf können wir nicht nachvollziehen», sagt Hansjörg Schmid von Angestellte Schweiz und pocht auf den geltenden Gesamtarbeitsvertrag: «Wir fordern, dass der GAV auch unter der neuen Firma bestehen und die Arbeitsbedingungen gleich bleiben.»
Die Gründe für diesen Verkauf können wir nicht nachvollziehen.
Zudem macht sich die Gewerkschaft Sorgen in Bezug auf einen Stellenabbau. Man bekomme ein bisschen ein mulmiges Gefühl, wenn man die Mitteilung zum Verkauf lese, sagt Schmid weiter. Da KWC aber ein gut funktionierender Betrieb sei, dürfen aus seiner Sicht keine Stellen verloren gehen.
Auch KWC-Arbeitnehmervertreter René Gautschi, selber seit über 30 Jahren bei im Produktionsbetrieb in Unterkulm angestellt, ist vom Verkauf verunsichert. Man sei sich zwar Besitzerwechsel gewohnt. Aber nun mache er sich Sorgen um die Zukunft der 250 KWC-Angestellten, besonders im aargauischen Unterkulm: «Vom Bauchgefühl her habe ich Bedenken, dass der Produktionsstandort noch weiter eingeschränkt wird.»
KWC-Führung sieht vor allem Chancen
Optimistischer klingt es in der Führungsetage von KWC. Auf Anfrage sagt Marketingchef Ramon Hendriks, dass es natürlich Risiken gebe bei einem solchen Verkauf, der Besitzerwechsel aber vor allem auch neue Möglichkeiten eröffne: «Wir sind zuversichtlich, dass der neue Eigentümer gemeinsam mit dem aktuellen Team weiterarbeiten will und dabei auch strategisch-finanziell unterstützen kann.»
Die Mitarbeiter sollen alle übernommen werden, sagt Marketingchef Hendriks weiter. Er hofft, dass KWC unter dem neuen Besitzer in die weltweiten Top-3-Armaturenhersteller aufsteigen kann. Als Erstes wolle man vor allem in Deutschland, später international, deutlich wachsen.