Kater Marvin brachte Brigitte B. eine Maus nach Hause. Doch diese entwischte in der Küche und war – wie sich später herausstellte – wohl trächtig mit einem grösseren Wurf. «So kam ich ungewollt in meiner Küchenkombination zu einer Grossfamilie», scherzt Brigitte B.
Zuerst versuchte sie, mit günstigen Mausefallen aus dem Grossverteiler, den ungebetenen Gästen Herr zu werden – vergeblich. Sie suchte sie übers Internet einen lokalen Schädlingsbekämpfer.
Das Angebot der Firma realÄx machte ihr einen guten Eindruck – kompetent und mit gut ausgebildeten Mitarbeitern. Doch die angeblichen Profis von realÄx legten ihr zuerst eine Auftragsbestätigung mit horrenden Preisen vor: Für die Mäusegiftköder allein unglaubliche 474 Franken.
«Er hat mir sogar noch gesagt, er würde mir den Preis der günstigeren Köder verrechnen, obwohl er mir die ganz starken gegeben habe», erinnert sich Brigitte B. Insgesamt verlangte realÄx von Brigitte Baur fast 900 Franken für einen einzigen Einsatz – sofort und bar auf die Hand.
Die Versicherung von Brigitte B. bezahlte. Es bleibt der Ärger über den teuren und unprofessionellen Einsatz. So wurden die Köder ungeschützt – also ohne Köderboxen – in der Küche ausgelegt.
Keine Fachbewilligung, Produkte ohne Zulassung
Pascal Frei vom Verband Schweizerischer Schädlingsbekämpfer kennt mehrere aktuelle Fälle betreffend realÄx. Für Frei ist klar: Da sind keine Profis am Werk. «Das sind auf gut deutsch gesagt Gauner. Sie sind ohne Fachbewilligungen unterwegs, sie brauchen Produkte, die in der Schweiz nicht angemeldet sind, und sie verrechnen Fantasiepreise», ärgert sich Frei.
Besonders unverschämt ging realÄx bei den Mäuseködern vor: im Baumarkt kostet ein Säcklein gerade mal 70 Cent: Brigitte Baur bezahlte 100 mal so viel.
Die gleiche Masche wie die Schlüsseldienste
RealÄx betreibt neben dem Kammerjäger-Service noch einen Schlüsseldienst und einen Rohr-Reinigungs-Service. Und wie bei den ominösen Schlüsseldiensten täuscht auch die Kammerjäger-Homepage von RealÄx einen lokalen Firmensitz vor. Egal, nach welchem Ort man sucht, die Real-Äx-Homepage passt sich immer an.
Den Firmensitz hat realÄx in Salenstein (TG) am Bodensee an der Adresse der Consultingfirma Meyer. Doch Kurt Meyer – auf dem Papier Vorsteher der Real-äx-Geschäftsleitung – beantwortet keine Fragen von «Kassensturz».
Das Handelsregister listet für realÄx zwei weitere Geschäftsleitungsmitglieder auf. Beide wohnhaft in Deutschland. Einer davon, Osman Bakkal, ist einschlägig bekannt: vom Amtsgericht Köln wurde er wegen Wuchers verurteilt.
Osman Bakkal antwortet schliesslich schriftlich, er habe leider keinen Einfluss darauf, welche Preise seine Mitarbeiter verrechnen oder welche Produkte sie einsetzen. Gegenüber «Kassensturz» erklärt er, er würde das zu viel bezahlte Geld zurückerstatten. Bislang nicht mehr als ein schönes Versprechen.