Das Wichtigste in Kürze
- Cassis' Besuch einer umstrittenen Kupfermine in Sambia sorgt noch immer für Kritik.
- Der Informationschef von Cassis beschwichtigt: Glencore hält sich an die WHO-Richtlinien zu den giftigen Abgasen.
- Laut Glencore hingegen wird die WHO-Richtlinie jeweils überschritten, wenn die Anlage heraufgefahren wird.
- Menschen, die nahe an der Mine leben, berichten, dass teilweise täglich ätzende Schwefeldioxidwolken ins Quartier strömen.
Bei seiner Reise in Afrika besuchte Bundesrat Ignazio Cassis auch die Mopani-Kupfermine in Sambia vom Rohstoffmulti Glencore. Das Kupferschmelzwerk von Mopani hat jahrelang riesige Mengen Schwefeldioxid-Abgase ausgestossen.
Die Menschen in der Umgebung wurden krank. «SRF Rundschau» hat in der Minen-Stadt Mufulira mehrere Todesfälle dokumentiert, die von den Ärzten auf die Schwefelabgase zurückgeführt werden.
Situation in der Mine besser als früher
Glencore hat in den letzten Jahren die Anlagen erneuert. Die Abgase enthalten heute viel weniger Schwefel als noch vor fünf Jahren. Die Umweltsituation hat sich verbessert.
Die Mopani-Mine hält bei normalem Betrieb die von der WHO festgelegten Grenzwerte ein. Dies wird von Glencore bestätigt.
Der Informationschef des Aussenministers, Jean-Marc Crevoisier, erklärt auf Anfrage von SRF: «Die Mopani-Mine hält bei normalem Betrieb die von der WHO festgelegten Grenzwerte ein. Dies wird von Glencore bestätigt.»
EDA liegt falsch
Da irrt der Sprecher des Aussendepartements. Die Anlage stösst beim Aufstarten der Maschinen zeitweise hohe Mengen Schwefeldioxid aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreibt eine Limite für diese kurzzeitige Belastung vor: Mit 500 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft innerhalb von 10 Minuten darf eine Anlage die Umgebungs-Luft höchstens belasten.
Die Abgase überschreiten die Limite kurzzeitig, wenn die Anlage heraufgefahren wird.
Weder Glencore noch Sambias Umweltbehörden haben bislang gegenüber SRF die gemessenen Schwefeldioxid-Werte offengelegt. Auf Anfrage von SRF führt der Pressesprecher von Glencore zuerst aus, man halte sich generell an die WHO-Richtlinien. Räumt dann allerdings ein: «Die Abgase überschreiten die Limite kurzzeitig, wenn die Anlage heraufgefahren wird. Das kann nach einem geplanten Abstellen oder bei einem Stromausfall geschehen.»
Glencore machte EDA darauf aufmerksam
Mit andern Worten: Die Mine von Glencore hält die WHO-Richtlinien also doch nicht ein, wie Glencore einräumt. Darauf habe man das Team von Bundesrat Cassis anlässlich des Besuchs der Mopani-Mine auch hingewiesen, sagt der Glencore-Sprecher.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) scheint diese Tatsache zu ignorieren. Auch heute noch steht auf der Homepage des EDA: «Beim Ausstoss der schädlichen Abgase werden die Richtlinie der WHO eingehalten.»
Quartier-Bewohner unzufrieden
Für die Anwohner der Fabrik sei das ein Hohn, sagen die lokalen NGOs in Mufulira gegenüber SRF. Chris Mweemba, Sekretär eines Zusammenschlusses von lokalen Nichtregierungsorganisationen in der Minenstadt Mufulira, erklärt, die Abgassituation habe sich zwar im Vergleich zu den dramatischen Zuständen vor fünf Jahren verbessert, sie sei aber nach wie vor schlecht.
Bwalya Dominic, ein Laienpfarrer im Quartier Kankoyo, das von den Abgasen am meisten betroffen ist, sagt, die ätzenden Schwefeldioxidwolken waberten teilweise täglich ins Quartier – je nach vorherrschender Windrichtung. «Die giftigen Wolken kommen unregelmässig, manchmal morgens, manchmal abends, letztmals war es gestern so», sagt Bwalya Dominic.
Ein Sprecher des Glencore-Betriebs Mopani bestätigt, dass man die Anlage erst gestern herunterfahren musste. Man habe die betroffene Bevölkerung aber vor dem erneuten Aufstarten vorgängig orientiert und die nötigen Vorsichtmassnahmen getroffen.