- Das Psychiatriezentrum Münsingen PZM leitet eine eigene unabhängige, externe Untersuchung ein.
- Das Zentrum hatte drei Anhängerinnen der Kirschblüten-Gemeinschaft beschäftigt. Ob dabei Fehler passiert sind, sollen Fachpersonen nun überprüfen.
- «Sollten die Abklärungen zeigen, dass Fehler passiert sind, wird das PZM die entsprechenden Lehren und Konsequenzen daraus ziehen», heisst es in einer Mitteilung.
- Zudem zieht sich der ärztliche Direktor Thomas Reisch, der die Mitarbeiterinnen eingestellt haben soll, vorläufig zurück.
Fachpersonen ordnen die Therapieformen, die von Anhängerinnen und Anhängern der Kirschblüten-Gemeinschaft akzeptiert und praktiziert werden, als fachlich nicht anerkannt ein. Es handelt sich dabei beispielsweise um sexuelle Beziehungen zu Patientinnen und Patienten. Das Psychiatriezentrum Münsingen hat drei Frauen beschäftigt, die dieser Gemeinschaft angehören. Das warf Fragen auf. SRF berichtete.
Was wusste das Psychiatriezentrum Münsingen?
Das Psychiatriezentrum wusste von der privaten Verbindung der Frauen mit der Kirschblüten-Gemeinschaft, die im Kanton Solothurn beheimatet ist. PZM-Verwaltungsratspräsident Jean-Marc Lüthi betont: «Die Verbindung wurde bereits bei der Anstellung offengelegt und von uns thematisiert.»
Es seien klare Vereinbarungen getroffen worden, an welche sich die Mitarbeitenden halten mussten. «Sobald ein Fehlverhalten aufgetreten wäre, hätte das eine unmittelbare fristlose Kündigung zur Folge gehabt.» Die drei Personen arbeiten mittlerweile alle nicht mehr im PZM.
Untersuchung durch Fachpersonen
Es gäbe bisher keine Hinweise, dass es während der Beschäftigung der drei Mitarbeiterinnen zu Fehlverhalten gekommen sei. «Doch für uns ist es zentral, sämtliche Gesichtspunkte zu analysieren sowie, wenn nötig, die erforderlichen Konsequenzen daraus zu ziehen», sagt Verwaltungsratspräsident Jean-Marc Lüthi.
Der einzige richtige Weg ist, das unabhängig untersuchen zu lassen.
Deshalb beauftragt das Psychiatriezentrum am Mittwoch vier unabhängige Fachexperten damit, die Sache zu untersuchen. «Es gibt noch offene Fragen, die die Öffentlichkeit – zurecht – interessieren», so Lüthi gegenüber dem Regionaljournal Bern Freiburg Wallis von Radio SRF. «Wir wollen unbedingt das Vertrauen unserer Patientinnen und Patienten zurückgewinnen.»
Wie schadet die Affäre der Institution PZM?
Eigentlich wollte der Kanton Bern – als Alleinaktionärin des PZM – dieser Sache ebenfalls nachgehen. Das Psychiatriezentrum prescht nun selbst vor. Geht es darum, zu verhindern, dass die Institution grösseren Schaden nimmt? «Die in Auftrag gegebene Untersuchung wird zeigen, ob das PZM zurecht in der Kritik steht», sagt Verwaltungsratspräsident Lüthi. «Wir haben keine Zeit, die Untersuchung des Kantons abzuwarten. Deshalb machen wir vorwärts, damit wir uns wieder dem Kerngeschäft, den Patientinnen und Patienten, widmen können.»