Vom konventionellen Anbau hin zu Bio – diese Umstellung haben in den letzten Jahren viele Schweizer Bauernhöfe gemacht – inzwischen ist fast jeder fünfte Betrieb ein Bio-Hof. Anders sieht es bei den Jung-Landwirtinnen und -Landwirten aus: In den Landwirtschaftsschulen wählt nicht mal jeder zehnte Lernende den Schwerpunkt Bio.
Fragt man an der Landwirtschaftsschule Arenenberg im Thurgau angehende Bauern im zweiten Lehrjahr, was sie von Bio halten, tönt es so: «Bio ist sicher nichts Schlechtes. Alles nur Bio wäre für mich aber falsch.» Oder: «Ich finde, dass ein konventioneller Betrieb in der Schweiz fast schon wie ein Bio-Betrieb in Deutschland ist. Es wird kontrolliert.»
Diese Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, aber sie stützt die Zahlen der Landwirtschaftsbranche und des Bauernverbandes. So haben von den rund 3345 aktuell auszubildenden Landwirtinnen und Landwirten gerade mal 300 oder 9 Prozent die Ausbildung mit Schwerpunkt Bio gewählt. Zum Vergleich: Immerhin fast doppelt so viele Bauernbetriebe in der Schweiz haben auf biologisch umgestellt, nämlich knapp 18 Prozent.
Hanspeter Keller ist Lehrer an der Landwirtschaftsschule Arenenberg. Er sagt, es gebe keine Abneigung gegen Bio. Am Anfang der Lehre stehe anderes im Vordergrund, zum Beispiel die Produktionstechnik. Der Schritt zu Bio komme dann noch, meint Keller, dem selber ein Bio-Betrieb gehört.
Grundausbildung wird überarbeitet
Diese Aussage stützt auch Petra Sieghart. Sie ist die Bildungsverantwortliche beim Schweizer Bauernverband. Denn wenn man Abschlüsse bei den Landwirtinnen und Landwirten nach der dreijährigen Lehre anschaue, dann seien es fast 15 Prozent, welche den Schwerpunkt Bio gewählt hätten. Sieghart erklärt dies damit, dass einige Lernende erst während der dreijährigen Lehre das Schwerpunktfach Bio wählten.
Wir wollen und können den EFZ-Absolventen die Kenntnisse zum biologischen Landbau eines landwirtschaftlichen Berufes nicht mehr vorenthalten.
Grundsätzlich seien die agrarökologischen Zusammenhänge die Grundlage in der Ausbildung. Aber man wolle auch der Nachhaltigkeit mehr Rechnung tragen. Deshalb wird derzeit die landwirtschaftliche Grundausbildung überarbeitet, so sagt Sieghart: «Neu werden die biologischen Kompetenzen für die biologische Landwirtschaft in allen Berufen und in allen Fachrichtungen integriert.» Man wolle und könne den EFZ-Absolventen die Kenntnisse zum biologischen Landbau eines landwirtschaftlichen Berufes nicht mehr vorenthalten.
Ab dem Lehrjahr 2026 kann man sich nicht mehr vor dem Fach Bio drücken. Ob die neue Ausbildung aus jedem Lernenden einen Biobauern macht, wird sich zeigen.