Punkt 5 Uhr gibt es in der Stadt Luzern einen gewaltigen Chlapf. Ein Feuerwerk erhellt die dunkle Nacht. Entzündet auf einem Nauen, auf dem die Fritschi-Familie der Zunft zu Safran bereits ausgelassen tanzt und johlt.
Mit dem traditionellen Urknall über dem Seebecken ist Luzern heute in die fünfte Jahreszeit gestartet. «Unglaublich» sei es gewesen, meint eine Besucherin aus Sitten. «So viele zufriedene Leute, so viele Kostümierte.» Ein Gänsehaut-Moment.
Die Walliserin im roten Umhang ist längst nicht die einzige, die von weiter her angereist ist. «Wir haben 300 Kilometer Weg hinter uns», sagt ein Mann aus Deutschland. Die Fahrt habe sich gelohnt. «Die Stimmung ist super.»
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Bild 1 von 8. Punkt 5 Uhr ist auf dem Nauen im Luzerner Seebecken der Urknall erfolgt. Feuerwerk inklusive. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 2 von 8. Der Schmudo in Luzern steht ganz im Zeichen von Bruder Fritschi (links) und seiner Entourage. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 3 von 8. Die Fritschi-Familie ist mit dem Nauen angereist und nimmt die Fasnachtsbegeisterten beim Brunnen auf dem Kapellplatz in Empfang. Bildquelle: SRF/Evelyne Fischer.
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Bild 4 von 8. Zuvor musste sich Bruder Fritschi seinen Weg durch die Menge bahnen. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 5 von 8. Gehört am Schmudo in Luzern zur Tradition: der «Fötzeliräge». Dabei werden Schnipsel von alten Telefonbüchern in die Luft gejagt. Bildquelle: SRF/Evelyne Fischer.
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Bild 6 von 8. Mit einem lauten «Brüeleee» wird die Menge zum Mitjohlen animiert. Bildquelle: SRF/Evelyne Fischer.
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Bild 7 von 8. Gemäss ersten Schätzungen der Polizei haben sich 25'000 Menschen in der Luzerner Altstadt zum Fasnachtsstart versammelt. Das wären gleich viele wie im letzten Jahr. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 8 von 8. Kein Regen und warme Temperaturen: Die Wetterbedingungen für die Fasnacht sind perfekt. Bildquelle: SRF/Evelyne Fischer.
Begeistert ist auch eine Bündnerin, die das erste Mal dabei ist. «Wir haben extra ein Hotel gebucht. Es ist sehr schön hier.» Kurze Nacht hin oder her. Gar ganz auf Schlaf verzichtet hat eine junge Baarerin. «Luzern ist einfach der beste Ort für die Fasnacht», sagt sie. «Fasnacht ist nur einmal im Jahr. Und das muss man geniessen.»
Obwohl der Urknall der eigentliche Fasnachtsauftakt ist: Laute Schüsse gibt's auch später nochmals, beim «Fötzeliräge» in der Altstadt. Dabei können sich Fasnachtsbegeisterte von gegen sechs Millionen Papier-Schnipseln alter Telefonbüchern berieseln lassen.
Laut ersten Schätzungen der Luzerner Polizei haben sich 25'000 Personen zum Urknall in der Altstadt eingefunden. Das sind etwa gleich viele wie im Vorjahr, als die Fritschi-Tagwache einen Rekordaufmarsch verzeichnen konnte.
Die ersten Stunden der Luzerner Fasnacht seien friedlich verlaufen, sagte Christian Bertschi, Sprecher der Luzerner Polizei, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Zwei Personen seien wegen Verstosses gegen das Sprengstoffgesetz angezeigt worden. Und zwar, weil sie Pyromaterial zündeten.
Erstmals sind Spotter im Einsatz
Geschätzte 314'000 Fasnächtlerinnen und Fasnächtler tummelten sich letztes Jahr zwischen dem Schmutzigen Donnerstag und Güdiszyschtig in Luzern. So viele wie noch nie. Um deren Sicherheit zu garantieren, hat die Stadt die Sicherheitsmassnahmen hochgefahren.
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Bild 1 von 5. Schaurig schön: Düstere Gestalten posieren in den frühen Morgenstunden vor dem Luzerner Wahrzeichen. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 2 von 5. Bitte lächeln: Eine Fasnachtstruppe hält ihren Besuch in Luzern mit dem Handy fest. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 3 von 5. Tradition verpflichtet: Die drei Eidgenossen dürfen an der Fasnacht nicht fehlen. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 4 von 5. Waidmannsheil: Ob es dieser Jäger auf einen Stadtfuchs abgesehen hat? Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 5 von 5. Schränzen, was das Zeug hält: Eine Guuggenmusik an der Fritschi-Tagwache in Luzern. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
Gestützt auf den Bericht einer Sicherheitsfirma gibt es vor allem in zwei Bereichen noch Luft nach oben: bei der Personenlenkung und der Zufahrt für Blaulichtorganisationen.
«Erstmals stehen sogenannte Spotter im Einsatz, speziell dafür geschultes Sicherheitspersonal», sagt Stefan Geisseler von der Stadt Luzern. «Sie behalten neuralgische Punkte in der Altstadt im Auge.»
Zeichne sich ein Gedränge ab, können so beispielsweise kurzzeitig Gassen gesperrt oder ein Einbahn-Regime beschlossen werden. So, dass Fluchtwege jederzeit gewährleistet sind.
Es gilt sich zu fragen, ob jede Kleingruppierung ihren Handwagen in die Altstadt ziehen muss.
Dafür gelte es nicht nur das Personenaufkommen zu beobachten. Sondern auch kleinere Handwagen und grössere Fasnachtswagen, die den Durchgang versperren könnten.
Gleichwohl sagt Geisseler: «Alles werden wir nicht im Griff haben können, denn die Fasnacht ist eine Veranstaltung in einem offenen Bereich.» Und: Eine Personen-Obergrenze einzuführen, stehe nicht zur Diskussion.
Er appelliert darum auch an den gesunden Menschenverstand. «Es gilt sich zu fragen, ob jede Kleingruppierung ihren Handwagen in die Altstadt ziehen muss.» Oder, ob man diesen nicht besser etwas ausserhalb abstelle. «Unser Ziel ist es, dass die Leute friedlich, fröhlich und rücksichtsvoll aufeinander zugehen.»