Direktorin Diana Maurer ist bei den US-Rechnungsprüfern GAO zuständig für den Kampfjet F-35. Zum Kampfflugzeug der fünften Generation sagt Maurer: «Die Piloten geben der GAO die Rückmeldung, es sei ein grossartiges Flugzeug – wenn der Jet denn fliegt.»
Der F-35 sei ein sehr fähiges Flugzeug, die Piloten erhielten mit dem Jet ein neues, noch nie da gewesenes technisches Waffensystem. Aber eben: Er fliege nicht immer.
Störungsanfällige Triebwerke
Denn die selbstgesteckten Vorgaben seien bislang nicht vollständig erreicht worden, sagt Maurer. So habe das F-35-Programm im Bereich Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit 13 von 24 Zielen noch nicht erreicht – etwa, was die Verfügbarkeit angeht.
Ziel der US Air Force sei es, stets 64 bis 72 Prozent der F-35 verfügbar zu haben, um alle vorgesehen Missionen fliegen zu können. Doch im letzten Jahr seien es nur 50 Prozent der Flugzeuge gewesen.
Die Zahlen seien zwar besser geworden, aber es bestehe immer noch eine grosse Lücke zu den Vorgaben, so die GAO-Direktorin für den F-35. Ein Grund für die tiefe Verfügbarkeit liege beim Motor. Denn wenn am Triebwerk etwas kaputtgehe, gehe jeweils richtig viel kaputt. Das habe lange Reparaturzeiten zur Folge.
Bald andere Triebwerke im F-35?
Inzwischen ist das Triebwerk des F-35 in den USA auch politisch zum Thema geworden. So muss das US-Verteidigungsdepartement im Auftrag des Kongresses prüfen, ob auf Ende Jahrzehnt ein neues Triebwerk in die F-35 eingebaut werden soll. Das ist genau dann, wenn die Schweizer Jets ausgeliefert werden sollen.
Wenn man bei der Armasuisse nachfragt, ob ein neuer Motor nicht ein finanzielles und technisches Risiko für die Schweiz darstelle, heisst es: Nein. Es sei üblich, dass Kampfflugzeuge weiterentwickelt würden. Und es sei letztlich ein Entscheid der Schweiz, ob sie allfällige Weiterentwicklungen umsetze.
VBS sieht kaum Risiken
Die US-Behörde GAO wies in ihren letzten Berichten auf eine Vielzahl anderer Risiken beim F-35 hin. So gebe es zu wenig Ersatzteile. Oder das sogenannte Modernisierungsprogramm Block 4 verzögere sich um weitere Jahre bis ins Jahr 2029. Alles Punkte, die auch für die Schweiz relevant sind.
Es scheint, dass dort, wo die US-amerikanischen Aufsichtsbehörden das Glas als halbvoll betrachten, für das VBS das Glas bis zum Rande mit Wasser gefüllt ist. So hat das VBS in der Armeebotschaft das technische und kommerzielle Risiko eine Kaufs von F-35 als gering eingestuft.
Das Verteidigungsdepartement argumentiert, dass die Schweiz von der strengen Aufsicht der US-Regierung profitiere sowie von den Zusagen in den Offerten, die ein finanzielles Risiko ausschlössen. Ob das die USA auch so sehen, bleibt offen. Normalerweise gibt die US-Regierung keine Preisgarantien für Exportkunden ab, sondern bestmögliche Schätzungen.
Risikoreiche Entwicklung
GAO-Direktorin Maurer ortet die «Challenges», also die Herausforderungen, des F-35 im Entwicklungsprinzip des Kampfjets. Dieses nennt sich «Concurrency», was sich mit «Gleichzeitigkeit» umschreiben lässt.
Man hat den Flieger gleichzeitig zu entwickeln und auch zu produzieren begonnen – es kam nicht gut raus.
Ihre Behörde habe dieses Prinzip von Anfang an kritisiert, sagt Maurer. «Man hat den Flieger gleichzeitig zu entwickeln und auch zu produzieren begonnen. Beides zur selben Zeit. Man sagte: ‹Macht euch keine Sorgen, das kommt schon gut.› Aber es kam nicht gut raus», so die US-Rechnungsprüferin.