Obstbäume oder Insekten sind gefährdet, wenn im Winter die Temperaturen zu warm sind; hingegen profitiert die Zecke von milderen Temperaturen zur eigentlich kalten Jahreszeit. Bruno Baur, er war bis Ende 2021 Professor für Naturschutzbiologie an der Universität Basel, erklärt die Zusammenhänge.
«Die Obstbäume haben einen Schutzmechanismus, der verhindert, dass sie schon im Januar blühen. Oder bei den Insekten, dass sie schon im Januar aus dem Boden kommen.» Eine gewisse Anzahl an kalten Tagen werden benötigt, ehe die Bäume blühen oder die Insekten schlüpfen, ergänzt Baur.
Fällt diese Kältephase nun weg, würden die Bäume später oder nicht mehr gleichzeitig blühen. Bei einer Häufung von milden Wintern hätte dies direkte Auswirkungen auf das Ökosystem.
Im schlimmsten Fall gibt es keine Blütenbildung mehr.
Wenn Bäume später oder nicht mehr gleichzeitig blühen würden, hätte dies einen grossen Einfluss auf den Pollenaustausch der Bienen, die zur Bestäubung umherfliegen. Baur führt aus: «Das reduziert die Ernte und im schlimmsten Fall gibt es keine Blütenbildung mehr.»
Die Ökosysteme dividieren auseinander
Der gegenteilige Effekt zu den Obstbäumen würde bei den Waldbäumen eintreten. Die Rotbuche treibe nach milden Wintern früher aus und Raupen, die sich von Blättern ernähren, schlüpfen ebenfalls früher. Was auf den ersten Blick harmlos erscheint, hat drastische Folgen für Zugvögel.
Das führt so zu einem Auseinanderdividieren der bisher gut funktionierenden Ökosysteme.
Die Raupen werden von den Vögeln als Futterquelle für die Jungtiere benötigt. Wenn es dann so weit wäre, sei die Zeit der Raupen bereits wieder vorbei. «Das führt so zu einem Auseinanderdividieren der bisher gut funktionierenden Ökosysteme», erklärt Baur die Folgen der zu früh treibenden Waldbäumen.
Das Auseinanderdriften der Wechselwirkungen in den Ökosystemen sei die schlimmste Folge von zu warmen Wintern. Um bei den Beispielen zu bleiben, könnten gewisse Vogelpopulationen kleiner werden und Obstbäume weniger Früchte tragen.